Dissertation: Die Auswirkungen der quantitativen Basel III-Liquiditätskennzahlen auf Banken

Die Auswirkungen der quantitativen Basel III-Liquiditätskennzahlen auf Banken

Eine simulationsbasierte Analyse unter Berücksichtigung von Interaktionen zwischen dem Kredit-, Markt- und Liquiditätsrisiko

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Finanzmanagement, Band 128

Hamburg , 516 Seiten

ISBN 978-3-8300-9874-4 (Print) |ISBN 978-3-339-09874-0 (eBook)

Zum Inhalt

In der jüngeren Vergangenheit hat das bankbetriebliche Liquiditätsrisiko erheblich an Bedeutung gewonnen. Dieser neue Stellenwert ist insbesondere eine Folge der Finanzkrise 2007 bis 2009. In ihr wurde deutlich, dass ein Austrocknen der Liquidität an Geld- und Wertpapiermärkten in Verbindung mit einem hohen Maß an Fristentransformation in kurzer Zeit zu Liquiditätsengpässen führen kann.

Als Lehre aus der Finanzkrise haben sowohl Banken als auch Gesetzgeber Konzepte und Richtlinien erarbeitet, die auf eine verbesserte Sicherstellung der bankbetrieblichen Liquidität hinwirken sollen. Eine wesentliche Neuerung stellen in diesem Zusammenhang die quantitativen Basel III-Liquiditätsanforderungen dar. Sie wurden durch den Gesetzgeber mit dem Ziel entwickelt, die bankbetriebliche Zahlungsfähigkeit auch in wirtschaftlichen Stressphasen sicherzustellen. In der deutschen Gesetzgebung zur Regulierung des Liquiditätsrisikos stellt das Abstellen auf Stressphasen eine wesentliche Neuerung dar. Schließlich war die Liquiditätsregulierung in Deutschland bislang so ausgerichtet, dass die Zahlungsfähigkeit von Banken vorrangig in wirtschaftlichen Normalphasen sichergestellt wurde.

Die quantitativen Basel III-Liquiditätsanforderungen setzen sich aus fünf Beobachtungsinstrumenten und zwei Kennzahlen zusammen. Während für die Beoachtungsinstrumente keine quantitativen Mindestanforderungen hinsichtlich ihrer Ausprägungen formuliert werden, müssen die beiden Kennzahlen eine bestimmte Mindestausprägung aufweisen, damit die Liquidität aus Sicht des Gesetzgebers als sichergestellt angesehen wird. Die erste Kennzahl ist die sogenannte Liquidity Coverage Ratio (LCR). In ihr werden gestresste Marktwerte gehaltener Aktiva, die vom Gesetzgeber als liquide erachtet werden, ins Verhältnis zu gestressten, bankbetrieblichen Nettozahlungsmittelabflüssen in einem Zeitraum von 30 Tagen gesetzt. Die Kennzahl adressiert somit das kurzfristige Liquiditätsrisiko und wirkt darauf hin, dass Banken genügend liquide Mittel vorhalten, um die Nettozahlungsmittelabflüsse in einem 30 Tage andauernden Stressszenario zu decken. Die zweite Kennzahl ist die sogenannte Net Stable Funding Ratio (NSFR). Sie zielt auf eine Begrenzung des strukturellen, d. h. langfristigen Liquiditätsrisikos ab. Um diese Begrenzung zu erreichen, werden Passiva, die nach Auffassung des Gesetzgebers über einen Zeithorizont von ei2 nem Jahr als stabil angesehenen werden, ins Verhältnis zu Aktiva gesetzt, die über einen Zeitraum von einem Jahr eine stabile Refinanzierung erfordern. Banken müssen somit insbesondere lang laufende Aktiva durch ein Mindestmaß langfristiger Passiva refinanzieren. Hierdurch wird die Möglichkeit zur Fristentransformation begrenzt.

Das Ziel der Studie besteht in der Evaluation der bankbetrieblichen Auswirkungen von Maßnahmen zur Einhaltung beider Kennzahlen, wobei drei konkrete Fragestellungen untersucht werden. Die erste Fragestellung beschäftigt sich mit den Auswirkungen der Kennzahlen auf die Ausfallwahrscheinlichkeit von Banken. Diese Frage adressiert damit das intendierte Ziel der Basel IIILiquiditätsanforderungen. In der Studie wird zwischen Ausfällen aufgrund von Eigenkapitalaufzehrungen (Insolvenzen) und Ausfällen aufgrund von Aufzehrungen des Bestands liquider Mittel (Zahlungsunfähigkeiten) unterschieden. Dies ist hilfreich für das Verständnis der Kennzahlenauswirkungen, da Maßnahmen zur Einhaltung der Kennzahlen in der Regel sowohl die Insolvenzwahrscheinlichkeit als auch die Wahrscheinlichkeit der Zahlungsunfähigkeit beeinflussen. Die zweite Fragestellung setzt sich mit den Auswirkungen der Liquiditätskennzahlen auf das Bankwachstum auseinander. In diesem Zusammenhang wird sowohl auf das Niveau der Wachstumsrate als auch auf die Volatilität der Wachstumsrate abgestellt. So ist es beispielsweise denkbar, dass bestimmte Maßnahmen zur Kennzahleneinhaltung, wie z. B. die Substitution von beliebig gerateten Unternehmensanleihen durch Staatsanleihen, c. p. zwar mit geringeren Erträgen und somit einem geringen Bankwachstum einhergehen, jedoch auch zu einem stabileren Wachstum aufgrund weniger häufiger Ausfälle führen. Die dritte und letzte Fragestellung, der in dieser Studie nachgegangen wird, beschäftigt sich mit den Auswirkungen der Kennzahleneinhaltung auf die erwarteten Nettozahlungsmittelströme von Banken. So ist davon auszugehen, dass Maßnahmen zur Beschränkung der Fristentransformation zukünftige Zahlungsmittelzu- und -abflüsse glätten. Dies sollte zu geringeren Wahrscheinlichkeiten zukünftiger Zahlungsmitteldefizite und somit weniger häufigen Inanspruchnahmen von, durch Zentralbanken bereitgestellte, Liquiditätsfazilitäten führen.

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