Doktorarbeit: Der Genuserwerb ein- und mehrsprachiger Kinder

Der Genuserwerb ein- und mehrsprachiger Kinder

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PHILOLOGIA – Sprachwissenschaftliche Forschungsergebnisse, Band 179

Hamburg , 376 Seiten

ISBN 978-3-8300-7105-1 (Print) |ISBN 978-3-339-07105-7 (eBook)

Zum Inhalt

Bundesweit hat etwa jedes dritte Kind unter sechs Jahren einen Migrationshintergrund. Viele dieser Kinder erwerben das Deutsche als frühe Zweitsprache. Im Bereich der Grammatik stellt insbesondere der Erwerb des Genussystems im Deutschen für sukzessiv bilinguale Kinder eine Herausforderung dar. Genus ist im Deutschen ein Merkmal von Nomen mit den Ausprägungen Maskulinum, Femininum oder Neutrum, das nicht am Nomen selbst sondern über Kongruenz an Artikeln, attributiven Adjektiven und Pronomen markiert wird. Bisherige Studien zeigen, dass Kinder, die das Deutsche als Erstsprache erwerben, das Genussystem spätestens im Alter von 4 Jahren erworben haben und das Genus von Nomen weitgehend zielsprachlich markieren. Bei sukzessiv bilingualen Kindern dauert der Genuserwerb dagegen vergleichsweise lange und zieht sich bis ins Grundschulalter hin, wobei die Variationsbreite groß ist. Von besonderem Interesse für die sprachpädagogische Praxis ist hierbei die Frage, worin genau die Schwierigkeiten mehrsprachiger Kinder liegen, auf der Ebene der Syntax (Genuskongruenz) oder auf lexikalischer Ebene (Erwerb des Genusmerkmals an Nomen), und welche Strategien die Kinder bei der Festlegung des Genusmerkmals von Nomen einsetzen.

In der empirischen Studie werden Daten von 16 einsprachig deutschen Kindern sowie 27 sukzessiv bilingualen Kindern mit den Erstsprachen Türkisch, Russisch oder Polnisch ausgewertet. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die mehrsprachigen Kinder beim Erwerb des Genussystems im Deutschen die gleichen Erwerbsstufen durchlaufen wie einsprachige Kinder, wobei insbesondere Kinder mit einer genuslosen Erstsprache (Türkisch) zunächst länger brauchen, um die Kategorie Genus zu etablieren. Die Ergebnisse zeigen, dass die Schwierigkeiten mehrsprachiger Kinder nicht auf der Ebene der Syntax liegen, sondern in der lexikalischen Spezifizierung des Genusmerkmals von Nomen. Des Weiteren zeigen die Ergebnisse, dass einsprachige sowie russisch- bzw. polnischsprachige Kinder Zusammenhänge zwischen morphophonologischen und semantischen Merkmalen von Nomen und Genus nutzen können, um das Genusmerkmal unbekannter Nomen zu spezifizieren, während türkischsprachige Kinder dies bis zum Ende des Untersuchungszeitraums nicht tun.

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