Christoph Weber (Hrsg.)L‘horreur des Jésuites
Denkschriften, Dekrete, diplomatische Depeschen sowie journalistische Lettres de Rome aus der Zeit von Clemens XIII., Clemens XIV. und Pius VI. (1767–1780)
Studien zur Geschichtsforschung der Neuzeit, Band 75
Hamburg 2013, 612 Seiten
ISBN 978-3-8300-6867-9 (Print)
ISBN 978-3-339-06867-5 (eBook)
Rezensionen
[…] ist dieses Buch ein Gewinn für die Geschichtsschreibung: Denn die Dokumente samt den Einleitungen und Anmerkungen des Herausgebers werfen ein neues Licht auf die Frage, wie es zur Aufhebung der Gesellschaft Jesu, ja, wie es zu der dieser Aufhebung vorausgehenden Feindschaft gegen den Orden kommen konnte. […]Genau dies zu verstehen ermöglichen aber die hier zu findenden Dokumente, die damit auch die Aufhebung des Ordens 1773 (zumindest ein Stück weit) nachvollziehbar machen.
[…] eine reiche Fundgrube zeitgenössischer (Anti-)Jesuitica bietet Weber allemal - und noch dazu […] einen interessanten editorischen Beitrag zur historischen Presseforschung.
[…] Der erste von geplanten drei Bänden ist erschienen und man weiß nicht, was man mehr bewundern soll: Die Spürnase des für seine speziellen Interessen bekannten Professors beim Auffinden auch noch entlegenster Dokumente oder die treffsichere und sprachlich elegante Einordnung des bisweilen verwirrenden Geschehens in seinen Kommentaren zu den einzelnen Funden.[…]
Wer meint, hier zelebriere Wissenschaft sich selber und niemanden müsse interessieren, weshalb der Eliteorden damals einer zeitweiligen Aufhebung verfiel (die 1814 durch die Wiederzulassung beendet wurde), irrt sehr. Die Jesuiten standen damals für vieles, was der von der Aufklärung bewegten Öffentlichkeit an der katholischen Kirche generell missfiel; den hartleibigsten der seinerzeitigen Gegnern der Jesuiten tut man zudem nicht Unrecht, wenn man ihren Kampf gegen die Societas als Auftakt eines allgemeinen Krieges gegen Kirche und Christentum bewertet. Insofern lohnt es sich, im Weberschen Band nachzuschlagen, wie ähnlich manche der damals gebrauchten Argumente im Vergleich zu neuzeitlicher Kirchenkritik à la Deschner und Konsorten sind.
[…]
Christoph Weber […] hat mit seinem Werk einen unschätzbaren Beitrag zum Verständnis eines unterirdisch immer noch nachwirkenden Konfliktes der Kirchengeschichte geliefert. […]
Zum Inhalt
„Horreur des Jésuites“ – das bedeutet sowohl den Schrecken, den die Jesuiten in der Epoche ihrer Auflösung (1773) und auch noch danach verbreiteten, als auch die nach den Maßstäben der Zeit schreckliche Behandlung, die sie erfuhren, als sie nachts aus ihren Häusern und Kollegien deportiert wurden. Im Mittelpunkt dieser Edition steht aber die publizistische Kontroverse dieser Jahre um Papst Clemens XIV., den seine Gegner nach und nach als Tyrannen, als Simonisten, als geschlechtskrank, als wahnsinnig und zuletzt als an seinem Seelenheil verzweifelt in die Hölle gefahren darstellten. Es werden zu dem Gesamtkomplex zahlreiche, de facto unzugängliche Broschüren, Denkschriften und diplomatische- und Zeitungsberichte ediert und ausführlich kommentiert, denn derartige Texte bedürfen bezüglich ihrer Autoren, des Entstehungszusammenhanges, der angezielten Leserschaft und der in ihnen oft ironisch-polemisch angeführten historischen Anspielungen einer intensiven Untersuchung. Das Bild dieser Epoche wird teils in ein helles Licht, teils in finstere Nacht gehüllt und dadurch einer neuen Diskussion zugänglich gemacht.
Zum Herausgeber
Univ.-Prof. Dr. phil. Christoph Weber (geb. 1943) lehrte von 1972 bis 2005 an der Düsseldorfer Universität. Sein Spezialgebiet ist die neuzeitliche Papstgeschichte.
Schlagworte
AufklärungClemens XIII.Clemens XIVFrankreichGeschichteItalienJansenismusJesuitenPapstgeschichtePius XIVSpanienTheologieIhr Werk im Verlag Dr. Kovač
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[…] Insgesamt gesehen liegt hier eine großangelegte Familiengeschichte, aber auch ein Meisterwerk zur österreichischen Militärgeschichte vor.