Dissertation: Nachhaltigkeitsorientierte Diskontierung in wirtschaftlichen Ex-ante-Analysen zur Fundierung umweltrelevanter Entscheidungen

Nachhaltigkeitsorientierte Diskontierung in wirtschaftlichen Ex-ante-Analysen zur Fundierung umweltrelevanter Entscheidungen

– Entwicklung eines Diskontierungsmodells und beispielhafte Anwendung –

Strategisches Management, Band 140

Hamburg , 328 Seiten

ISBN 978-3-8300-6707-8 (Print)

ISBN 978-3-339-06707-4 (eBook)

Zum Inhalt

Sollen Geschwister gerecht ein Stück Kuchen teilen, sagt man: „Der eine schneidet, der andere wählt.“ Dies empfinden beide als gerecht und sind zufrieden. In der Realität der Ressourcenverteilung ist eine solche Regelung aufgrund einer Reihe von Hindernissen nicht möglich. Dies ist zum einen durch die hohe Anzahl der Personen begründet, die Ansprüche erheben, zum anderen darin, dass die Personen oft an unterschiedlichen Orten leben und über unterschiedliche Informationen verfügen; vor allem aber auch darin, dass zukünftig lebende Personen keine Möglichkeit haben, auf die Verteilung Einfluss zu nehmen, um sich ein Stück des „Kuchens“ zu sichern. Menschliches – und insbesondere wirtschaftliches – Handeln hat dabei so gut wie immer in der Zukunft liegende Folgen – gewünschte wie ungewünschte. Wenn wir beispielsweise heute darüber nachdenken, ob wir eine Investition in den Umweltschutz durchführen, welche Menge an Ressourcen wir entnehmen, wie viele Schadstoffe wir emittieren, entscheiden wir damit auch darüber, „wie viel Umwelt“ wir unseren Nachfahren hinterlassen. Wenn wir über solches Handeln (rational) entscheiden wollen, sollten wir die zukünftigen Folgen prognostizieren, beurteilen und mit einbeziehen, also „wirtschaftliche Ex-ante-Analysen“ durchführen. Mit dem Ziel, einen einwertigen Entscheidungswert bestimmen zu können, berechnen Ökonomen dabei vielfach auch für Umweltwirkungen einen Geldwert und belegen diesen mit einem Zins – man spricht dann von der Diskontierung zukünftiger Werte.

Gerade bei umweltrelevanten Entscheidungen, z. B. über Infrastrukturprojekte oder Strategien zur Begrenzung des Klimawandels mit (notwendigerweise) sehr langen Planungszeiträumen, führt eine Diskontierung dazu, dass etwa zeitlich spät liegende positive Nutzengrößen selbst bei moderaten Zinssätzen sehr gering gewichtet werden. Damit besteht die Gefahr, dass unter dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit und der daraus ableitbaren Generationengerechtigkeit nicht-zielorientierte Entscheidungen getroffen werden, da den Interessen zukünftiger Generationen durch diese Gewichtung eine geringere Relevanz beigemessen wird als denen heutiger.

Das Konzept der Nachhaltigkeit wird als demokratisch legitimiertes Prinzip im Sinne einer politischen Handlungsmaxime betrachtet. Dabei wird in erster Linie auf öffentliche bzw. öffentlich zu genehmigende oder förderbare (private) Investitionsprojekte abgestellt. Der Konflikt, der sich aus der gängigen Diskontierungspraxis einerseits und den ethischen Vorstellungen der Nachhaltigkeit andererseits ergibt, begründet die zentralen Fragestellungen des Buches:

  • Welche Argumente sprechen grundsätzlich für, welche gegen eine Diskontierung?
  • Welche dieser Argumente haben einen Zusammenhang zum Konzept der Nachhaltigkeit und welche Anforderungen lassen sich daraus ableiten?
  • Wie kann – mithilfe eines universell anwendbaren Modells – so diskontiert werden, dass den Anforderungen der Nachhaltigkeit entsprochen wird?

Hauptziel war es somit zu überprüfen, ob und ggf. wie Diskontierung den möglichen, sich aus dem Konzept der Nachhaltigkeit ergebenden Anforderungen entsprechen kann. Die Überprüfung der unterschiedlichen Argumente und Formulierung der Anforderungen bildet die Basis für die Entwicklung eines Diskontierungsmodells, das dem Entscheidungsträger – im Sinne eines normativen bzw. präskriptiven Ansatzes – helfen soll, nachhaltigkeitsorientiert zu handeln.

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