Olaf MertelsmannDie Sowjetisierung Estlands und seiner Gesellschaft
Tartuer historische Studien, Band 1
Hamburg 2012, 160 Seiten
ISBN 978-3-8300-6273-8 (Print)
ISBN 978-3-339-06273-4 (eBook)
Rezensionen
[...] Dass Mertelsmann sich u.a. auch mit den Fragen der Freizeitkultur – wenn auch nur in geraffter Form – auseinandersetzt, macht seine Fallstudien zu Estland umso wichtiger als Vergleichsmaßstab für die immer noch auf den russischen Raum konzentrierte Sowjetunionforschung. [...]
[…] Als geradezu sensationell kann die […] Kurzstudie über die Lebenserwartung während des Stalinismus angesehen werden. Mertelsmann bietet der Öffentlichkeit erstmals Angaben zur Lebenserwartung in den Nachkriegsjahren, die er auf Grundlage von Statistiken aus dem Russischen Staatlichen Wirtschaftsarchiv zur Sterblichkeit der estnischen Stadt- und Landbevölkerung ermittelt hat. […] Die estnische Geschichtsschreibung hat viel dadurch gewonnen, dass sich Olaf Mertelsmann Anfang der 2000er Jahre an die Erforschung des Stalinismus am Fallbeispiel Estland gemacht hat. Seine Forschungsarbeit hat einerseits unsere Kenntnisse über die wichtigen Probleme, welche die estnische Gesellschaft während der sowjetischen Okkupation charakterisierte, erweitert und andererseits aufgezeigt, welche methodologischen Ansätze und Möglichkeiten es bei der Erforschung dieser Zeit gibt.
Zum Inhalt
Nach dem Ersten Weltkrieg erlangten die baltischen Staaten die Eigenstaatlichkeit und verloren sie 1940 durch eine sowjetische Okkupation sowie eine daran sich anschließende Annexion wieder. Am Fallbeispiel Estlands untersucht der Autor die Sowjetisierung des Landes und seiner Gesellschaft während des Stalinismus. Der Band sammelt Aufsätze des Verfassers zu verschiedenen Aspekten dieser Transformation:
- Der Begriff der Sowjetisierung
- Die Sowjetisierung des Alltags während des Stalinismus
- Bevölkerung und „Okkupanten“ in den vierziger und fünfziger Jahren
- Der Nachkriegswiederaufbau
- Mehrdimensionale Arbeitswelten als Überlebensstrategie in der Nachkriegszeit
- Freizeit in Stalins Estland
- Wirtschaftliche und soziale Folgen des frühen Kalten Krieges
- Die Lebenserwartung während des Stalinismus
Einen Schwerpunkt setzt der Autor auf die Alltags- und Gesellschaftsgeschichte, er geht aber auch auf wirtschaftliche und kulturelle Aspekte ein. Letztlich handelte es sich bei der Sowjetisierung in Estland um einen Vorgang der unvollendeten Penetration, denn breite Kreise behielten während des Stalinismus ihre antisowjetische Einstellung und zahlreiche Kontinuitäten mit der Zwischenkriegszeit bleiben trotz aller Brüche weiter bestehen. Die Gründe für das Ablehnen des sowjetischen Modells waren vielschichtig, neben der drastischen Senkung des Lebensstandards und des starken Umbaus des Alltags spielte auch der stalinistische Terror eine wichtige Rolle hierfür.
Schlagworte
AlltagsgeschichteEstlandGeschichtswissenschaftGesellschaftsgeschichteSowjetisierungSowjetunionStalinismusIhr Werk im Verlag Dr. Kovač
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