Katja Antoniw-StruckmannDer Einfluss von Bewältigungsnormen auf soziale Unterstützung bei der Stressbewältigung
Studien zur Stressforschung, Band 30
Hamburg 2010, 172 Seiten
ISBN 978-3-8300-5251-7 (Print)
ISBN 978-3-339-05251-3 (eBook)
Zum Inhalt
Soziale Unterstützung stellt eine wichtige Ressource dar und gilt als bedeutsamer Prädiktor für die psychische und physische Gesundheit. Insbesondere bei der Bewältigung stressreicher Ereignisse erweist sich die Unterstützung aus dem sozialen Umfeld als bedeutsam sowohl für den Bewältigungserfolg als auch für die Gesundheit der belasteten Person. Befunden zufolge reagieren potenzielle Unterstützungsgeber nicht auf jedes Bewältigungsverhalten gleichermaßen positiv und unterstützend. Folglich stellt die Form der Bewältigung einen zentralen Auslöser von sozialer Unterstützung dar. Das führt zu der Frage, welches Bewältigungsverhalten gilt als effektiv oder erwünscht und wird vom sozialen Umfeld tatsächlich positiv beantwortet. Soziale Normen bezüglich effektiver Stressbewältigung besagen, dass Personen sich in kontrollierbaren Situationen aktiv und lösungsorientiert verhalten und demgegenüber in unkontrollierbaren Situationen ihre Lage akzeptieren sollten.
In zwei experimentellen Studien wurde erstmals systematisch geprüft, ob das normentsprechende gegenüber dem normabweichenden Bewältigungsverhalten auch tatsächlich stärker unterstützt wird sowie darüber hinaus positivere soziale und emotionale Reaktionen auslöst. Ein weiteres Anliegen war es, die sozialen und emotionalen Reaktionen auf die verschiedenen Formen der Bewältigung aus der Sicht potenzieller Unterstützungsgeber zu erfassen. Dazu wurde den Studienteilnehmern ein fiktives Szenario in schriftlicher Form präsentiert, in welchem eine Zielperson ihre Stresssituation und ihr Bewältigungsverhalten schildert. Anschließend wurden per Fragebogen die Bereitschaft zu sozialer Unterstützung, Mitleid und Ärger sowie Bewertungen der Zielperson und ihres Verhaltens erfasst.
Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass normentsprechende Bewältigung nur in den kontrollierbaren Situationen stärker unterstützt wird sowie darüber hinaus positivere soziale und emotionale Reaktionen auslöst. In unkontrollierbaren Situationen wurde auf normentsprechende Bewältigung gleichermaßen positiv und unterstützend reagiert wie auf normabweichende. Möglicherweise wird abweichendes Verhalten in unkontrollierbaren Situationen kurzfristig toleriert und führt erst langfristig zu den angenommenen negativen sozialen Reaktionen. Ein Grund hierfür wäre, dass kurzfristig andere Bewältigungsstrategien, wie Vermeidung oder Verdrängung, erwartet und als adäquat bewertet werden und eine Akzeptanz der Situation erst zu einem späteren Zeitpunkt als angemessene Strategie gilt. Weitere Erklärungsmöglichkeiten für diesen unerwarteten Befund werden diskutiert und darüber hinaus inhaltliche und methodische Anregungen für weiterführende Untersuchungen gegeben.
Schlagworte
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