Stefanie UngerDie Stellung der Frau im Spanien der Gegenwart
Dargestellt an den lexikalisch-stilistischen Mitteln in Zeitungsartikeln
Angewandte Linguistik aus interdisziplinärer Sicht, Band 24
Hamburg 2008, 172 Seiten
ISBN 978-3-8300-3842-9 (Print)
ISBN 978-3-339-03842-5 (eBook)
Zum Inhalt
Stefanie Unger behandelt den Zusammenhang zwischen Sprache und Realität und zeigt, wie viel Sexismus und Gewalt durch unsere Sprache und ihr Sprachsystem transportiert werden. Die Verfasserin zeigt das patriarchalische Sprachsystem sowohl im Hinblick auf Lexik als auch Grammatik auf. Dabei berücksichtigt sie den nicht minder patriarchalisch geprägten Sprachgebrauch, welcher bei einer nicht reflektierten Verwendung der Sprache nur die Konsequenz des Sprachsystems ist.
Wenn von "los ciudadanos" die Rede ist, lässt sich nicht einmal aus dem Kontext eindeutig erkennen, ob nur Männer – oder Männer und Frauen gemeint sind. Solche sprachlichen Ungenauigkeiten führen leicht dazu, dass der Beitrag der Frauen zur Geschichte unterschätzt oder gar unterschlagen wird: "el mismo trabajo en las mujeres se infravalora y en los hombres se supravalora". Inwiefern insbesondere Frauen durch Sprachsystem und Sprachgebrauch diskriminiert werden, legt die empirische Untersuchung zur Darstellung der Frauen in Artikeln aus drei unterschiedlich politisch ausgerichteten Tageszeitungen dar.
Unterteilt in drei verschiedene Themenbereiche, in denen Frauen in ihrer traditionellen Rolle als Mutter, als Opfer geschlechterspezifischer oder häuslicher Gewalt und in ihrer modernen Rolle als berufstätige Frau gezeigt werden, wird das auf Männer und Frauen verwendete Vokabular nicht nur in quantitativer, sondern auch qualitativer Hinsicht analysiert. Neben der Einbeziehung sprachlicher Aspekte geht es dabei auch um die Wertung, welche durch die AutorInnen der Artikel in semantischer Hinsicht vorgenommen wird, ob ein bestimmtes Rollenbild einer Frau oder eines Mannes positiv oder negativ oder wertneutral dargestellt wird. Außerdem sind bei der Auswertung die Themen relevant, die mit einem bestimmten Rollenbild innerhalb eines Zeitungsartikels mit den Frauen in Verbindung gebracht werden sowie dessen Wertung.
Die Analyse schließt mit einem Vergleich der Wortwahl in den drei Tageszeitungen, welche zuvor mit ihrem historischen und politischen Hintergrund vorgestellt wurden, ab und bringt dabei recht eindeutige Ergebnisse in erster Linie zum Sprachgebrauch zu Tage. Eine liberalere politische Ausrichtung der Zeitung garantiert zwar keine politisch korrekte Sprache, vermeidet aber zumindest allzu herabwürdigende Bezeichnungen wie "brujas".
Die erzielten Ergebnisse werden in den gesellschaftspolitischen Zusammenhang gebracht mit der tatsächlichen Stellung der Frauen im heutigen Spanien, wie diese sozial und rechtlich repräsentiert und abgesichert sind. Im Sinne des Gender Mainstreaming wird auch die Situation der spanischen Männer mit einbezogen, welche (neue) Rolle ihnen zukommt und vor welchen gesellschaftlichen Herausforderungen sie stehen; in einem Spanien, das sich in den vergangenen drei Jahrzehnten seit dem Ende der Franco-Diktatur grundlegend verändert hat. Ebenso wird die Rolle der Kirche, einer traditionell starken Institution, beleuchtet.
Schließlich zeigt Unger Wege und Möglichkeiten auf, wie jedeR einzelne mit zum Teil sehr einfachen Mitteln zu einem geschlechtergerechte(re)n Sprachgebrauch beitragen kann.
Schlagworte
Feministische SprachwissenschaftFrauGender MainstreamingGleichbehandlungGleichberechtigungGleichstellungLinguistikSpanienSprachwissenschaftTageszeitungIhr Werk im Verlag Dr. Kovač
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