Melanie HanifAmerikanische Indienpolitik 2001 bis 2006
Zwischen globalen Machtverschiebungen und dem Kampf gegen den Terrorismus
Regensburger Studien zur Internationalen Politik, Band 5
Hamburg 2008, 204 Seiten
ISBN 978-3-8300-3633-3 (Print)
ISBN 978-3-339-03633-9 (eBook)
Zum Inhalt
Die Unterzeichnung des indisch-amerikanischen Abkommens zur Kooperation im Bereich ziviler Nukleartechnologie im März 2006 sorgte weltweit für Aufsehen: Wie kommt es, dass die Supermacht USA einem Staat, der den Atomwaffensperrvertrag nie unterzeichnet hat, solch ein Angebot unterbreitet? Gerade vor dem Hintergrund der bisher wenig freundschaftlichen Beziehungen zwischen Indien und den USA verwundert die privilegierte Stellung, die Indien heute in der amerikanischen Außenpolitik einnimmt.
Hinzu kommt, dass Pakistan seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 ein wichtiger Verbündeter der Vereinigten Staaten im Kampf gegen den internationalen Terrorismus ist. In der Vergangenheit ist es den USA nie gelungen, zu den verfeindeten Nachbarstaaten Indien und Pakistan gleichzeitig gute Beziehungen zu unterhalten. Heute hingegen scheint dieser Balanceakt durchaus erfolgreich zu sein.
Diese Studie untersucht zwei Aspekte der jüngsten amerikanischen Indienpolitik: Einerseits fragt sie nach dem Motiv für die Kehrtwende der US-Indienpolitik und geht hierbei vor allem auf Verschiebungen im globalen Machtgefüge ein. Andererseits analysiert sie, wie es der Bush-Administration gelungen ist, gute und ausgewogene Beziehungen zu Indien und zu Pakistan zu pflegen. Dabei versucht sie die breite, bis in die Populärwissenschaft reichende Debatte über den Aufstieg Chinas und den Kampf gegen den Terrorismus durch klare forschungsleitende Hypothesen zu systematisieren. Empirische Erhebungen stellen die Diskussion zudem auf ein belastbareres Fundament.
Das Ergebnis der Untersuchung lautet, dass die Neujustierung der amerikanischen Indienpolitik in erster Linie mit den Umverteilungsprozessen im internationalen System zusammenhängt – sprich mit dem Aufstieg Chinas und einer ähnlichen, wenn auch zeitverzögerten Entwicklung Indiens. Indien stellt aufgrund seiner materiellen Ressourcen in absehbarerer Zeit weder für die USA noch für China eine Bedrohung dar. Da die künftige Konstellation im internationalen System allerdings unklar ist, üben sich die USA und in geringerem Maße auch China in einer Umgarnungsstrategie gegenüber Indien und beobachten ähnliche Vorstöße des jeweils anderen mit Argwohn. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass Indien sich mit den USA oder China auf eine formale Allianz einlässt. Nichtsdestotrotz kann das indisch-amerikanische Nuklearabkommen als Startschuss im Wettlauf um einen in Zukunft wohlmöglichen gewichtigen Partner gesehen werden. So wird in China bereits darüber nachgedacht, Indien ein ähnliches Kooperationsangebot zu machen.
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Schlagworte
AußenpolitikChinaIndienpolitikNuklearabkommenNuklearwaffenPakistanpolitikPolitikwissenschaftTerrorbekämpfungTerrorismusUSAIhr Werk im Verlag Dr. Kovač
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