Sebastian SattlerPlagiate in Hausarbeiten
Erklärungsmodelle mit Hilfe der Rational Choice Theorie
Mit einem Vorwort von Andreas Diekmann
Preis für herausragende Abschlussarbeiten der Deutschen Gesellschaft für Soziologie 2006
SOCIALIA – Studienreihe soziologische Forschungsergebnisse, Band 88
Hamburg 2007, 298 Seiten
ISBN 978-3-8300-3068-3 (Print)
ISBN 978-3-339-03068-9 (eBook)
Rezensionen
Abschreiben, spicken, plagiieren: Ein Gespräch mit Sebastian Sattler, dem Leiter der ersten großen Studie zum Thema […]
"[…] Der Leipziger Soziologe Sebastian Sattler hat schon im Jahr 2007 bei einer Befragung von 226 Leipziger Kommilitonen festgestellt, dass neun von zehn Studenten bereit waren, fremdes geistiges Eigentum als das eigene auszugeben. 56 Prozent der Studienanfänger äußerten, schon bei ihren schriftlichen Schulaufgaben plagiiert zu haben. Offensichtlich schwindet das Bewusstsein für Autorenschaft und geistiges Eigentum zunehmend, die Hemmschwelle für das Abschreiben ist durch das Internet nahezu völlig abgebaut. […]
Schamlose Generation InternetSebastian Sattler glaubt nicht mehr an das Gute im Studenten: Für seine Abschlussarbeit fragte er Kommilitonen, ob sie für Hausarbeiten unerlaubt fremde Texte kopieren würden. 90 Prozent sagten Ja. Im Interview mit SPIEGEL ONLINE erklärt er, wieso daran auch die Schule schuld sei. […]
[…] Der Soziologe Sebastian Sattler hat bereits in einer Untersuchung für seine Magisterarbeit "Plagiate in Hausarbeiten“ (2006) festgestellt, dass neun von zehn Studenten Plagiate verwenden würden. Auch Elite-Studenten an der Harvard University schummeln, wenn sie sich davon einen Vorteil versprechen. […]
Reinhard Hübsch im Gespräch mit Sebastian Sattler: Windige Staatsexamen - Das Plagiat an der Universität
[…] Ein großes Raunen ging durch die Kasseler Stadthalle, als der Soziologe Sebastian Sattler auf dem 33. Soziologiekongress im Oktober dieses Jahres […] ausgezeichnet wurde. "Plagiate in Hausarbeiten" lautete der Titel seiner Arbeit - eine Problematik, die den meisten Hochschulprofessoren offenbar nicht völlig fremd war. […]
[…] Zweifelhaft ist daher laut Sattler auch, ob die Zahl der Plagiate wirklich rückläufig ist […] er […] stellte überrascht die hohe Bereitschaft zum Abschreiben fest. "Mit 90 Prozent sollte man nicht rechnen, da war ich optimistischer", sagt er. […]
Wer sich umfassend über studentische Plagiate, die Anwendung der Rational-Choice-Theorie auf die Erklärung von Plagiaten, neue empirische Befunde und Maßnahmen zur Prävention von Plagiaten interessiert, dem sei die umfassende und sachkundige Studie von Sebastian Sattler empfohlen.
Im deutschsprachigen Raum gibt es derzeit keine vergleichbare Untersuchung.
Zum Inhalt
Plagiate in Hausarbeiten stellen ein großes Problem dar. Sie verletzen einerseits die Regeln guter wissenschaftlicher Praxis und können andererseits das Ansehen der Universitäten und die Reputation ihrer Mitarbeiter und Absolventen belasten. Einzelfälle lösen immer wieder ein breites mediales Echo und kollektive Entrüstung aus. Diese Einzelfälle führen häufig zum Generalverdacht aller Studierenden (Stichwort: „Copy-And-Paste-Generation“). Fundierte Daten, die diesen Schluss nahe legen, findet man in Deutschland kaum.
Nach einer einführenden Diskussion des Problems „Plagiate“ und seiner besonderen Relevanz beantwortet der Autor die drei zentralen Fragen der Plagiatforschung:
- Wie verbreitet sind Plagiate?
- Warum entscheiden sich Studierende für oder gegen ein Plagiat?
- Welche Maßnahmen helfen gegen Plagiate?
Das Buch verquickt auf besondere Weise Theorie und Methode. Da die Frage nach Plagiaten besonders heikel ist, kommen spezielle methodische Techniken (z. B. Randomized-Response Technique) zum Einsatz, um die Plagiatbereitschaft bei der Befragung von Studierenden möglichst genau zu erfassen. Im theoretischen Teil werden mit Hilfe der Rational Choice Theorie, ökonomischer Theorien der Kriminalität und der Theorie geplanten Handelns von Ajzen verschiedene Einflüsse des sozialen Umfeldes (z. B. Normen im sozialen Netzwerk) sowie Merkmale und Eigenschaften der Studierenden (z. B. Risikoneigung) modelliert. Zudem wird diskutiert, wie sich die Rational Choice Theorie messen und überprüfen lässt. Direkte Modelltests werden indirekten Test gegenübergestellt.
Zu welchen Ergebnissen kommt das Buch? Einige Auszüge: Neun von zehn Befragten sind bereit, geistiges Eigentum ohne entsprechende Kennzeichnung in ihre Hausarbeiten zu übernehmen. Jeder Zehnte kann sich vorstellen, mehr als ein Viertel seiner Arbeit zu übernehmen. Plagiatoren werden selten erwischt. Sie sind in besonderem Maße bereit, in Zukunft wieder ein Plagiat anzufertigen. Kosten-Nutzen-Einschätzungen spielen eine wichtige Rolle. Neben der quantitativen Hauptuntersuchung werden auch Ergebnisse einer Dozentenbefragung, von leitfadenstrukturierten Interviews mit Studierenden und von Plagiattests mittels Plagiatsoftware präsentiert. Der bisherige Stand der theoretischen und praktischen Debatten wird auch mittels des breiten Überblicks über die deutsche und internationale Literatur wiedergegeben. Welche Konsequenzen sich aus der Studie ergeben, wird abschließend diskutiert. Hier liefert der Autor mehrere Vorschläge. Dabei werden auch der Einsatz von Plagiatsoftware und die sich daraus ergebenden Probleme erörtert.
Das Werk berührt verschiedene Fragen der Kriminalitäts-, Bildungs- und Wissenschaftsforschung, aber auch spezifische Fragen, die mit der Anwendung der Rational Choice Theorie verbunden sind. Das Buch richtet sich besonders an Studierende, Hochschullehrer, Lehrer, Ombudsmänner bzw. Integritätsbeauftragte, Mitarbeiter von Bildungs- und Forschungsinstitutionen sowie Journalisten.
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