Katja NowackiAufwachsen in Pflegefamilie oder Heim
Bindungsrepräsentation, psychische Belastung und Persönlichkeit bei jungen Erwachsenen
Studien zur Kindheits- und Jugendforschung, Band 48
Hamburg 2007, 338 Seiten
ISBN 978-3-8300-2971-7 (Print)
ISBN 978-3-339-02971-3 (eBook)
Rezension
[...] Der Theorieteil dieses Buches ist sehr verdienstvoll und die durchgeführte Untersuchung ein weiterer Beleg dafür, dass Pflegeeltern die schwierigen heilpädagogischen Aufgaben in der Arbeit mit schwer traumatisierten Kindern in der Regel gut bewältigen und dass die bindungstheoretischen Erkenntnisse sowie die speziellen auf Pflegefamilien gerichteten Hypothesen von Nienstedt und Westermann sich deutlich bewähren. Andererseits zeigt sich auch ein erheblicher weiterer Diskussions- und Forschungsbedarf in diesem Bereich.
Der Monographie ist zu wünschen, dass die im Pflegekinderwesen Tätigen sie gründlich zur Kenntnis nehmen und die dort Forschenden daran anknüpfen.
Zum Inhalt
Was benötigen Kinder für eine gesunde Entwicklung? Die Bindungstheorie gibt deutliche Hinweise, dass verlässliche und liebevolle Bezugspersonen für das Wohlergehen unerlässlich sind. Was aber, wenn die leiblichen Eltern, die diese Rolle normalerweise übernehmen, dieses Grundbedürfnis nicht befriedigen können? Dann ist die Hilfe anderer Erwachsener gefragt, die im extremen Fall die Aufgaben der Eltern vollständig übernehmen. Dies kann in Form der Unterbringung in einer Pflegefamilie oder einer Heimeinrichtung erfolgen.
Welche Auswirkungen haben aber nun diese verschiedenen Unterbringungen besonders auf die Bindungsrepräsentation, die psychische Befindlichkeit und die Persönlichkeit im jungen Erwachsenenalter?
Diesen Fragen geht die Verfasserin aus einer neuartigen Perspektive nach.
49 junge Menschen, die in Pflegefamilien oder Heimeinrichtungen aufgewachsen sind, erzählen in Interviews von ihren Kindheitserfahrungen und ihrer aktuellen Situation. Die Interviews werden unter bindungs- und integrationstheoretischen Gesichtspunkten ausgewertet. Die Berichte der Pflegekinder werden mit denen von 20 jungen Menschen verglichen, die in ihrer Herkunftsfamilie aufgewachsen sind. Ausgewählte Interviews mit Pflegeeltern ergänzen die Erfahrungsberichte. Im Ergebnis zeigt sich eine günstigere Entwicklung der ehemaligen Pflegekinder im Vergleich zu den ehemaligen Heimkindern, sowohl bezüglich ihrer Bindungsrepräsentation als auch ihrer psychischen Befindlichkeit. Außerdem wird deutlich, dass das Verhalten der Pflegeeltern die Integration auch älterer traumatisierter Kinder in die neue Familie deutlich fördern kann.
Schlagworte
BindungErsatzfamilieHeimunterbringungJugendhilfePersönlichkeitPflegefamiliePflegekindPsychische BelastungPsychologieIhr Werk im Verlag Dr. Kovač
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