Anja LietzmannTheorie der Scham
Eine anthropologische Perspektive auf ein menschliches Charakteristikum
BOETHIANA – Forschungsergebnisse zur Philosophie, Band 74
Hamburg 2007, 244 Seiten
ISBN 978-3-8300-2794-2 (Print)
ISBN 978-3-339-02794-8 (eBook)
Rezension
[…] Es ist bezeichnend, dass die wichtige Arbeit von Anja Lietzmann in einem kleinen Verlag erschienen ist; große Verlagshäuser setzen, wie man am Buch von Stephan Marks sehen kann, eher auf reißerische Titel, mögen diese auch für eine Art Mogelpackung stehen. Man muss nicht mit allen Hypothesen von Anja Lietzmann übereinstimmen, um ihr Werk mit Gewinn zu lesen, und auch wenn man ihr auf den Weg zu der von Plessner gebahnten „anthropologischen Perspektive“ nicht folgen will, lohnt der Überblick über den psychologischen Wissensstand zum Thema Scham die Lektüre allemal.
Zum Inhalt
Weshalb empfindet der Mensch Scham, welche Ursachen liegen ihr zugrunde? Was ist Scham, welche Merkmale besitzt sie? Welche Faktoren können in welcher Weise das Schamverhalten beeinflussen?
Für die Beantwortung dieser Fragen nimmt die interdisziplinär ausgerichtete Studie den Blickwinkel der Philosophischen Anthropologie ein. Scham und ihre Ursachen werden vom Menschen und seiner besonderen Konstitution als Lebewesen her beschrieben. Nur als ein Wesen, das zu sich selbst in Distanz zu treten vermag, kann der Mensch sich schämen.
Scham stellt ein einheitliches Phänomen mit konstanten Merkmalen dar. Als zentrale Aspekte von Scham sind die Erfahrung innerer Widersprüchlichkeit, ein ambivalentes Verhältnis zu sich selbst und mithin die Verunsicherung der Identität zu benennen. Ein kurzfristiger, krisenhafter Zustand der inneren Desorganisation ist Merkmal aller Schamphänomene. Affiziert sind sowohl Geist als auch Körper und emotionales Erleben.
Insofern Scham ihre Ursache in der menschlichen Existenzweise findet, stellt sie ein universales Merkmal und eine Grundmöglichkeit des Menschlichen überhaupt dar. Gleichwohl solchermaßen ein universales Phänomen, tritt Scham in unterschiedlichen Erscheinungsformen auf. Für Differenzen des Schamempfindens und die Variabilität von Schamanlässen zeichnen sich verschiedene personale, soziale und kulturelle Einflussfaktoren verantwortlich.
Schlagworte
EmotionGeschichtswissenschaftKulturanthropologieKulturgeschichtePhilosophische AnthropologiePsychologieSchamSchamlosigkeitSoziologieIhr Werk im Verlag Dr. Kovač
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