Suk-Kyung LeeAmbivalenz und Diffusion in der späten Dramatik Ödön von Horváths
Verdeckende Schreibweise im Exil
POETICA – Schriften zur Literaturwissenschaft, Band 87
Hamburg 2005, 274 Seiten
ISBN 978-3-8300-2176-6 (Print)
ISBN 978-3-339-02176-2 (eBook)
Zum Inhalt
In diesem Buch wird versucht, die formale Heterogenität der späten Dramen Ödön von Horváths transparent zu machen. Es geht hier um Eine Unbekannte aus der Seine (1933), Hin und her (1933), Himmelwärts (1934), Mit dem Kopf durch die Wand (1935), Figaro läßt sich scheiden (1936), Don Juan kommt aus dem Krieg (1936), Der jüngste Tag (1936), Ein Dorf ohne Männer (1937) und Pompeji (1937). In ihnen erscheinen neue Figurentypen, die in den Volksstücken nicht zu finden sind. Sie sind Außenseiter, die nicht zum kleinbürgerlichen Umfeld gehören oder einen Entwicklungsgang durchmachen. Außerdem treten Figuren in Erscheinung, die vorbildliche Züge aufweisen. Das heißt allerdings nicht, dass die Sprachdramaturgie, die Horváths Volksstücke kennzeichnet, in den späten Dramen durch die Figurendramaturgie total verdrängt wäre. Denn auch hier kommen Kleinbürger zur Darstellung, die mangelndes und uneigentliches Sprachbewusstsein zeigen. In den späten Dramen greift Horváth auch auf literarische Vorbilder zurück. Diese sind neue Identifikationsmodelle, die den Rezipienten in die Stücke einbeziehen.
Ödön von Horváth probiert in den späten Dramen dramaturgisch alles Mögliche, was wohl mit den schlechten Produktionsbedingungen im Exil zusammenhängt. Die späten Dramen sind jeweils als "Komödie", "Posse", "Märchen" und "Lustspiel" bezeichnet. Es gibt zwar einige Merkmale, die sie mit der Gattung Komödie teilen, z.B. reflektierte Kritik am Geltenden. Sie stellen aber keine Komödien im konventionellen Sinne dar, denn sie verbürgen kein Happy-End. Nach Horváth sind seine Stücke sogar "Tragödien". In diese Tragödien sind komische Elemente in großem Ausmaß integriert. Wie der Autor selbst zu Recht bemerkt, hat Komik etwas Tragisches. Komik hängt wie Tragik mit der widersprüchlichen Wirklichkeit zusammen.
Themen wie etwa Schuld, metaphysische Wandlung und Gottessuche, sind mit den kritischen Überlegungen des Dramatikers über die Entwicklung der Zeit eng verbunden. Um mögliche Wandlungen und Erkenntnis persönlicher Schuld und Verantwortung ins Spiel zu bringen, greift Horváth auf historische Analogien zurück, die auf eine Zeitenwende hinweisen.
Schlagworte
AmbivalenzDas KomischeGermanistikLiteraturwissenschaftMetamorphoseSchuldthematikTotentanzZitat und MontageIhr Werk im Verlag Dr. Kovač
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