Matthias LoedingVon der Wennigsener zur 1. Sechziger Konferenz
Der Zentralausschuss der SPD im Kampf um seine Eigenständigkeit
Studien zur Zeitgeschichte, Band 48
Hamburg 2005, 140 Seiten
ISBN 978-3-8300-2049-3 (Print)
ISBN 978-3-339-02049-9 (eBook)
Zum Inhalt
In den Monaten Oktober bis Dezember 1945 spitzte sich die politische und organisatorische Lage für die SPD in der Sowjetzone und den Zentralausschuss (ZA) der SPD in Berlin erheblich zu. Nachdem auf der Wennigsener Konferenz zwischen Kurt Schumacher und Otto Grotewohl keine Einigung über die Einrichtung eines zentralen Führungsorgans der SPD und die Einberufung eines Reichparteitages erzielt werden konnte, sah sich der ZA dem immer stärker werden Druck der KPD-Führung ausgesetzt, einer auf die Sowjetzone beschränkten Vereinigung von SPD und KPD zuzustimmen. Hierbei konnte die KPD auf die ungeteilte Unterstützung der SMAD bauen, die ab Oktober 1945 durch ihre Informationsabteilung täglich über den Stand und die Entwicklung der von der KPD eingeleiteten Vereinigungskampagne in der Sowjetzone unterrichtet wurde. Die Mitglieder des ZA hielten eine Vereinigung von KPD und SPD nach wie vor für historisch notwendig, lehnten zunächst aber eine zonale Einheitspartei nur in der SBZ ab und plädierten trotz Wennigsen weiter für die Schaffung einer sozialdemokratischen Reichspartei, um den politischen Führungsanspruch der SPD durchzusetzen.
Vor der weiteren politischen Entwicklung in Deutschland und besonders in der Sowjetzone war die Haltung des ZA jedoch nicht aufrecht zu erhalten. Die Aufschubstrategie der Berliner SPD-Führung in der Vereinigungsfrage, die sich in ihren politischen Forderungen den Schumachers stark angenähert hatte, was die Rede Otto Grotewohls am 11. November 1945 überaus deutlich machte, scheiterte auch daran, dass Kurt Schumacher in den Monaten nach Wennigsen kein Interesse an einer organisatorischen Zusammenarbeit mit der SBZ-SPD zeigte. Am 10. Dezember 1945 stimmte Grotewohl bei einem Gespräch mit Wilhelm Pieck der Abhaltung zu. Parallel dazu ergriff der ZA noch einmal die Initiative, um Kurt Schumacher zur Mitarbeit im Zentralausschuss zu bewegen. Das hatte aber keinen Erfolg. So gingen die Sozialdemokraten ohne die Unterstützung ihrer Westgenossen am 20./21. Dezember 1945 in die Verhandlungen mit der KPD, die als 1. Sechziger Konferenz in die Geschichte eingegangen ist.
Die Arbeit hat das Ziel, die politisch wie menschlich verworrene Lage für den Zentralausschuss in Berlin in den genannten Monaten zu rekonstruieren. Sie schildert sein Bemühen, aus der Umklammerung der KPD zu entkommen und dabei Hilfe bei den Westalliierten in Berlin und im Ausland zu suchen. Höhepunkt dieser Bemühungen war zweifellos die Rede Otto Grotewohls am 11. November 1945, bei der er offen und furchtlos die Probleme und Schwierigkeiten der SPD in der Zusammenarbeit mit der KPD nannte und zugleich Kritik an den Besatzungsmächten im Hinblick auf die Situation der Menschen im Nachkriegsdeutschland übte. Mit den Ergebnissen der 1. Sechziger Konferenz erhielt die Vereinigungskampagne der KPD neuen Auftrieb. Zugleich war mir den Resultaten im Grundsatz die Entscheidung einer zonalen Vereinigung beider Arbeiterparteien gefallen. Der ZA hatte die Wirkung der Vereinbarungen auf die eigenen Parteimitglieder und Schumacher völlig unterschätzt und auf die Ehrlichkeit der Kommunisten vertraut, die die Vereinbarungen ohne zusätzliche Informationen wiedergaben. So entstand der Eindruck, als sei der Zentralausschuss auf den Vereinigungskurs der KPD eingeschwenkt.
Schlagworte
GeschichtswissenschaftKurt SchumacherNachkriegsdeutschlandNachkriegsgeschichteOtto GrotewohlSowjetische BesatzungszoneSPDZentralausschussIhr Werk im Verlag Dr. Kovač
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