Marco WaageExplizite und implizite Bewertung nationaler Gruppen
Schriften zur Sozialpsychologie, Band 7
Hamburg 2005, 202 Seiten
ISBN 978-3-8300-2023-3 (Print)
ISBN 978-3-339-02023-9 (eBook)
Zum Inhalt
Momentan lässt sich ein starkes Interesse an impliziten, auf Reaktionszeiten basierenden Einstellungsmaßen feststellen. Diese scheinen eine Messung unabhängig von Verzerrungen durch soziale Erwünschtheit oder gar die Messung von dem Bewusstsein nicht zugänglichen Einstellungen zu ermöglichen. Befunde aus dem Bereich der impliziten sozialen Kognition (Greenwald & Banaji, 1995) legen nahe, dass es möglich ist, z.B. Vorurteile gegenüber sozialen Gruppierungen indirekt zu messen.
Das in der Forschung häufig eingesetzte implizite Verfahren des impliziten Assoziationstests (IAT; Greenwald, McGhee & Schwartz, 1998) wird in der vorliegenden Arbeit einer kritischen Prüfung unterzogen und auf den Bereich der Intergruppenforschung (Theorie der sozialen Identität; Tajfel & Turner, 1986) angewandt. Bisherige Untersuchungen setzten den IAT dabei allein zum Nachweis einer Bevorzugung der Eigengruppe ein. Die eigene Gruppe der Probanden ("weißer Amerikaner") wurde mit einer Fremdgruppe ("schwarzer Amerikaner") verglichen. Die vorliegende Arbeit sollte über den Vergleich verschiedener Fremdgruppen (Schweden, Polen, Saudi Araber) mit einer Eigengruppe (Deutsche) prüfen, ob der IAT darüber hinaus Unterschiede zwischen verschiedenen Fremdgruppen nachweisen kann. Eine weitere Implikation der Theorie der sozialen Identität liegt in der Berücksichtigung der Bindung an die Eigengruppe, dem "group commitment" (Ellemers, Spears & Doosje, 2003).
Die vorliegenden Ergebnisse (an den beiden Experimenten nahmen 72 bzw. 48 Probanden teil) sprechen dafür, dass die Befunde der Intergruppenforschung und die Befunde der Forschung zu impliziten Kognitionen zueinander in Beziehung gesetzt werden können und sollten. Der IAT stellt ein interessantes Vorurteilsmaß im Forschungsbereich dar, welches vielfältige Möglichkeiten auch im Kontext der Generierung und Bewertung praktischer Maßnahmen der Konfliktreduktion darstellt. Von einem Einsatz in der diagnostischen Praxis sollte angesichts der vorliegenden Befunde zum jetzigen Zeitpunkt aber eher abgesehen werden.
Schlagworte
EinstellungIATImplizite KognitionPsychologieSoziale IdentitätSozialpsychologieStereotypVorurteilIhr Werk im Verlag Dr. Kovač
Möchten Sie Ihre wissenschaftliche Arbeit publizieren? Erfahren Sie mehr über unsere günstigen Konditionen und unseren Service für Autorinnen und Autoren.