Katharina VogelmannKonstellationen von Mythos und Erzählen in Thomas Manns Josephs-Romanen
Unter besonderer Berücksichtigung der Figur des Jaakob
Studien zur Germanistik, Band 15
Hamburg 2005, 168 Seiten
ISBN 978-3-8300-2004-2 (Print)
ISBN 978-3-339-02004-8 (eBook)
Zum Inhalt
Fest der Erzählung, du bist des Lebensgeheimnisses Feierkleid, denn du stellst Zeitlosigkeit her für des Volkes Sinne und beschwörst den Mythus, daß er sich abspiele in genauer Gegenwart!
Bereits im Vorspiel zu den Josephs-Romanen werden mit diesem Satz Mythos und Erzählen zueinander in Beziehung gesetzt: Die Erzählung inszeniert den Mythos wie ein Schauspiel für ihr Publikum, das Volk. Sie vergegenwärtigt das Geschehen, von dem der Mythos erzählt, wiederholt also das Vergangene in der Gegenwart und vermittelt so den Zuhörern eine Erfahrung der Zeitlosigkeit. Damit wird der Mythos aktualisiert und zu einer Form der Weltwahrnehmung und -erfahrung erklärt. Das Vorspiel spricht jedoch auch Differenzen zwischen Mythos und Erzählen an: Erzählen ist eine rastlose Wanderung und steht damit gerade im Widerspruch zu der Erfahrung der Zeitlosigkeit, die es mit der Inszenierung des Mythos vermitteln soll. Den Konstellationen, in die Mythos und Erzählen auf solche Weise gestellt werden, geht dieses Buch nach.
Zunächst werden – methodisch an Paul Ricœur orientiert – Mythoskonzeptionen, Erzählmodelle und -strukturen auf Erzählebene und erzählter Ebene untersucht. Den Ergebnissen der Textarbeit wird dann die Auseinandersetzung Thomas Manns mit dem Mythos in Essays und Reden gegenübergestellt. Im Schlussteil erfolgt ein Blickwechsel: Thomas Mann hat die Josephs-Romane wiederholt in den Kontext einer dem Nationalsozialismus entgegengesetzten "Humanisierung des Mythos" gestellt. Unter Hinzuziehung poststrukturalistischer Überlegungen zum Mythos und seinem Verhältnis zu Faschismus und Totalitarismus wird untersucht, wodurch und inwieweit durch die Josephs-Romane mit ihrer spezifischen Form der Verknüpfung von Mythos und Erzählen tatsächlich zu einer "Humanisierung des Mythos" beitragen.
Schlagworte
ErzählenJoseph und seine BrüderLiteraturwissenschaftMimesisMythosThomas MannÜberlieferungWiederholungZeitlosigkeitIhr Werk im Verlag Dr. Kovač
Möchten Sie Ihre wissenschaftliche Arbeit publizieren? Erfahren Sie mehr über unsere günstigen Konditionen und unseren Service für Autorinnen und Autoren.
Weiteres Buch des Autors
Kunst als Sinnsuche und Sinnbildung
Thomas Manns „Joseph und seine Brüder“ und Hermann Brochs „Der Tod des Vergil“ vor dem Hintergrund der Auseinandersetzung um die Moderne seit der Frühromantik
Hamburg 2010, ISBN 978-3-8300-5173-2 (Print) | ISBN 978-3-339-05173-8 (eBook)