Doktorarbeit: Soziale Beeinflussung des Sicherheitshandelns in Organisationen mit hohem Gefährdungspotenzial

Soziale Beeinflussung des Sicherheitshandelns in Organisationen mit hohem Gefährdungspotenzial

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Schriften zur Arbeits-, Betriebs- und Organisationspsychologie, Band 17

Hamburg , 204 Seiten

ISBN 978-3-8300-1900-8 (Print)

ISBN 978-3-339-01900-4 (eBook)

Zum Inhalt

Die Zusammenarbeit im Team ist heute einer der wichtigsten Faktoren für den Erfolg eines Unternehmens. In Organisationen mit hohem Gefährdungspotenzial (z.B. aus der kerntechnischen oder chemischen Industrie) gilt es, die Teamarbeit nicht nur auf effiziente Arbeitsleistung, sondern darüber hinaus auch auf die Sicherheit arbeitsbezogenen Handelns auszurichten, um Gefährdungen für die eigene Organisation und deren Umwelt zu vermeiden. Sicherheitswissenschaftler haben daher Konzepte wie Sicherheitskultur oder Crew Ressource Management entwickelt, welche sozial bedingte Sicherheitsrisiken zu verhindern suchen. Diese Konzepte zielen beispielsweise darauf ab, die Weitergabe von Informationen in Teams oder Organisationen so zu verbessern, dass eine optimale Entscheidungsfindung ermöglicht und potentielles Risikoverhalten vermieden wird. Bislang offen ist jedoch die Frage, wie sich sicherheitskritische Verhaltensweisen, die aus sozialen Interaktionen resultieren, psychologisch erklären lassen.

Sozialpsychologische Ansätze unterscheiden zwischen zwei Arten sozialer Beeinflussung: Informatorischer sozialer Einfluss wirkt, wenn Individuen aus dem Verhalten anderer Informationen erschließen und ihr Handeln vor allem daran orientieren. Normativer sozialer Einfluss wirkt hingegen, wenn Individuen hauptsächlich den wahrgenommenen Erwartungen anderer darüber, wie sie sich verhalten sollen, zu entsprechen bestrebt sind.

In diesem Buch wird der Frage nachgegangen, ob und inwieweit die beiden Mechanismen sozialer Beeinflussung sicherheitskritisches Verhalten in Organisationen erzeugen. Anhand einer Feldstudie in einem Kernkraftwerk wird zunächst gezeigt, inwieweit sicherheitsrelevantes Verhalten (die Befolgung von Sicherheitsvorschriften) sozial beeinflusst ist. In mehreren experimentellen Untersuchungen wird weiter überprüft, ob und wie sozialer Einfluss durch das Zusammenwirken normativer und informatorischer Einflussfaktoren erklärt werden kann. Wie die empirischen Befunde zeigen, kann informatorischer sozialer Einfluss dazu führen, dass Individuen ihre Verhaltensentscheidung nicht gemäß der ihnen verfügbaren handlungsrelevanten Informationen treffen, sondern sich vielmehr dem Verhalten anderer Personen anpassen, sich also konform verhalten. Sozial konforme Entscheidungen beruhen dabei auf rationalen Entscheidungsprozessen, die mit Hilfe des Bayes-Theorems modelliert werden können. Zudem machen die Befunde deutlich, dass Individuen von anderen vornehmlich dann normativ beeinflusst werden, wenn (1) die Entscheidungssituation keine eindeutige Verhaltensentscheidung nahe legt und (2) normativer sozialer Einfluss mit informatorischem Einfluss korrespondiert, d.h. beide Einflussarten dieselbe Verhaltensentscheidung begünstigen. Darüber hinausgehend wird gezeigt, dass individuell rationales Verhalten sozial konform und dennoch sicherheitskritisch sein kann.

Abschließend werden Interventionen aufgezeigt, mittels derer Sicherheitsrisiken von Entscheidungsprozessen vermindert und soziale Interaktionen verbessert werden können. Die verschiedenen Maßnahmen werden mit Blick auf gruppenspezifisches Training und mit Blick auf die unternehmensinterne Strukturierung sequentieller Entscheidungsprozesse in Organisationen mit hohem Gefährdungspotential erörtert.

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