Forschungsarbeit: Beobachtung und Ausschluss jugendlicher Swingtänzer im Dritten Reich

Beobachtung und Ausschluss jugendlicher Swingtänzer im Dritten Reich

Folgen einer Konsensfiktion

SOCIALIA – Studienreihe soziologische Forschungsergebnisse, Band 66

Hamburg , 114 Seiten

ISBN 978-3-8300-1829-2 (Print)
ISBN 978-3-339-01829-8 (eBook)

Zum Inhalt

Es ist zuweilen für das Funktionieren von Gesellschaft notwendig, sich der Fiktion eines vermeintlichen Konsens` hinzugeben und diesen nicht infrage zu stellen. Was aber können die Konsequenzen aus einer Vorstellung von der Gesellschaft sein, welche in radikalster Weise davon ausgeht, gesellschaftliche Ordnung ließe sich nur herstellen durch einen einheitlichen, gerichteten und unverhandelbaren Konsens? Eine Vorstellung, die an die Unterscheidung von Gesellschaft und Gemeinschaft in fataler Weise anknüpft, indem sie sich selbst als monolithische und zum "Führer" ausgerichtete "Volksgemeinschaft" inszeniert.

Der Blick der Soziologin Anja Pannewitz richtet sich in diesem Kontext auf den deutschen Faschismus. Bereits in den 20er Jahren sprach Helmut Plessner in geradezu prophetischer Weise von den "Grenzen der Gemeinschaft". Nicht nur die perversen Formen von Gewalt und Diskriminierung waren Folge eines solchen Modells von Gesellschaft. Auch die Auswahl der Referenzpunkte dieser Gewaltsamkeit entbehrt – wie hier beispielhaft an der sogenannten "Swing-Jugend" illustriert wird – nicht einer gewissen Exotik und Willkür. Wie soll man sich sonst erklären, dass Jugendliche, aufgrund ihres offenherzigen Tanz- und Kleidungsstils, wie politische Renegaten behandelt wurden? Die Antwort, die Anja Pannewitz auf diese Frage findet, macht deutlich, dass jede Ordnungsvorstellung nur dann überzeugen kann, wenn sie sich inszeniert. Gerade der Körper ist dafür ein sehr geeignetes Medium und deshalb auch immer im Fokus der Angst vor Gegeninszenierungen: In diesem Kontext kann ein Tanzschritt als Schritt über die Grenze, ein Hüftschwung als oppositionelle Kraft beobachtet werden.

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