Ursula HeinemannGrenzgebiet - Theologie und Literatur im Werk Kornelis Heiko Miskottes
THEOS – Studienreihe Theologische Forschungsergebnisse, Band 64
Hamburg 2004, 318 Seiten
ISBN 978-3-8300-1583-3 (Print)
ISBN 978-3-339-01583-9 (eBook)
Zum Inhalt
Kornelis Heiko Miskotte (1894-1976) gilt als ein "Kirchenvater" der neueren niederländischen Theologie. Gleichzeitig war er ein scharfer Analytiker modernen Denkens und ein genauer Beobachter kultureller Entwicklungen. Offenbarung und Erfahrung sind die Pole, zwischen denen sich sein theologisches Denken bewegt.
Die theologische Beschäftigung mit Literatur – eine in den Niederlanden starke Tradition – stellt einen wesentlichen Aspekt seines Werkes dar. Miskottes Überzeugung war, daß sich in der Begegnung mit Kunst ein Wechselspiel zwischen Betrachter und Werk ereignet, das jenseits reiner Subjektivität verbindliche Wahrheit erschließt.
Das Ziel des Buches ist es, das Verhältnis von Offenbarung und Erfahrung im Werk dieses Theologen zu beschreiben. Literatur ist für Miskotte ein wesentlicher Sensor von Welterfahrung und Zeitgenossenschaft. Indem er diese Dimension in seine Theologie einbezieht, erweitert Miskotte den offenbarungstheologischen Ansatz seines Lehrers Karl Barth.
Die Struktur der eher aphoristischen Denkweise Miskottes wird in dieser Untersuchung erschlossen im Gespräch mit zwei Ansätzen, die eine inhaltliche Nähe zu Miskottes Denken aufweisen: die philosophische Hermeneutik Hans-Georg Gadamers, der die Möglichkeit der Erkenntnis von Wahrheit in der Begegnung mit Kunst thematisiert, sowie der rezeptionsästhetische Ansatz Wolfgang Isers, dessen Augenmerk auf das Wechselspiel von Text und Leser gerichtet ist.
Die Auseinandersetzung mit Miskottes Literaturrezeption findet in dieser Zuspitzung erstmals statt. Dabei verweilt die Untersuchung keineswegs in erbaulichen Randgebieten, sondern stößt zum Kern von Miskottes Denken vor. Miskottes Hoffnung war, daß Theologie eines Tages selbst Poesie würde, um durch ihre Schönheit einen Vorschein der göttlichen Wahrheit zu geben. Damit gibt Miskottes Theologie einen wichtigen Impuls für die Klärung der Beziehung von Theologie und Kunst.
Da Miskottes Werk in Deutschland nur wenig bekannt ist, stellt die Untersuchung Ursula Heinemanns einen Zugang zu einem wesentlichen Vertreter des theologischen Denkens der Niederlande dar und eröffnet damit für das Gebiet der deutschsprachgen Theologie einen Zugang zu einer anderen Welt des Denkens und Sichorientierens.
Schlagworte
Dialektische TheologieEvangelische TheologieHans-Georg GadamerHermeneutikKornelis Heiko MiskotteLiteraturNiederlandeSystematikWahrheitsfrageWolfgang IserIhr Werk im Verlag Dr. Kovač
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