Hermann BubkeDer Einsatz des Stasi- und KGB-Spions Otto Freitag im München der Nachkriegszeit
Studien zur Zeitgeschichte, Band 38
Hamburg 2004, 262 Seiten
ISBN 978-3-8300-1122-4 (Print)
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Als im April 1949 der damalige SED-Funktionär und Kreisrat für Landwirtschaft Otto Freitag aus der SBZ in den Westen flüchtete, erregte das zwar erhebliches Aufsehen, aber niemand ahnte in seiner bisherigen Umgebung im Kreis Haldensleben, dass mit seiner Flucht ein geheimdienstlicher Auftrag verbunden war.
Unmittelbar nach der Flucht über die noch offene Zonengrenze begab sich der frühere Wehrmachtsoffizier nach München, seinem Wohnort bis Kriegsende. Hier begann er ab August 1951 einen langjährigen geheimdienstlichen Einsatz für den sowjetischen Geheimdienst und den 1950 gegründeten Staatssicherheitsdienst der DDR.
Im Auftrag beider Geheimdienste drang Freitag verdeckt und zielstrebig in politisch linke Gruppierungen ein. Das betraf die im März 1951 in Worms gegründete „Unabhängige Arbeiterpartei Deutschlands“ (UAP) und die deutsche trotzkistische Sektion der IV. Internationale, die beide aufgrund ihrer antistalinistischen Programmatik den Sowjets und der SED-Führung als besonders „gefährlich“ galten.
Daneben bereitete Freitag mit großem zeitlichen und auch persönlichen Aufwand die Entführung von Personen vor, darunter die des ehemaligen Trotzki-Sekretärs Wolfgang Salus, der 1953 unter mysteriösen Umständen in München verstarb. Das Buch enthält erstmals wichtige Belege zu dem von der Stasi mit Hilfe des KGB an Wolfgang Salus verübten Giftmord.
Auch die Entführung Reinhard Gehlens, Chef der damaligen „Organisation Gehlen“, des späteren BND, wurde von Freitag ab 1954 akribisch vorbereitet. Auf „höheren Befehl“, wahrscheinlich der Sowjets, wurde die „Aktion“ im September 1955, erst unmittelbar vor Realisierung des Entführungsvorhabens, abgebrochen.
Nach 10jährigem geheimdienstlichen Einsatz inszenierte die Stasi Freitags Abberufung aus dem „Operationsgebiet“ 1961 als „Flucht“ von München nach Ostberlin und seinen Auftritt in einer propagandistisch benutzten Pressekonferenz. Es folgten verdeckte Tätigkeiten in der DDR als „Offizier im besonderen Einsatz“ und als Stasi-Reiseleiter.
Der vorliegende Forschungsbericht veranschaulicht den geheimdienstlichen Lebensweg des Spions Otto Freitag und die damit eng verbundenen, zeitgeschichtlichen Aspekte. Der Bericht ist zugleich ein Beleg für die Aktivitäten des sowjetischen Geheimdienstes und des Staatssicherheitsdienstes der DDR in beiden deutschen Staaten während der Nachkriegszeit.
Schlagworte
DDRGeheimdienstGeheimer MitarbeiterGeschichtswissenschaftKGBNachkriegszeitSEDSowjetischer GeheimdienstStaatssicherheitsdienstStalinismusTrotzkismusUnabhängige Arbeiterpartei Deutschlands UAPZeitgeschichteIhr Werk im Verlag Dr. Kovač
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