Cornelia GlückDie ETA und die Medien
Zwischen Zwangsehe und Zweckgemeinschaft. Eine Analyse der Berichterstattung spanischer Medien über die baskische Terrororganisation und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft
POLITICA – Schriftenreihe zur politischen Wissenschaft, Band 52
Hamburg 2003, 378 Seiten
ISBN 978-3-8300-1010-4 (Print)
Rezension
[…] Unverkennbar ist die beeindruckende empirische Arbeit, die Glück insbesondere mit der Analyse der Zeitungsartikel geleistet hat. Dennoch wird der Leser nicht durch eine Fülle von Daten überhäuft. Stattdessen ermöglicht der zu Beginn der Arbeit erläuterte theoretische Rahmen das logische Nachvollziehen der wissenschaftlichen Vorgehensweise sowie der Ergebnisse. […]
Zum Inhalt
Seit über 40 Jahren existiert in Spanien die baskische Terrororganisation Euskadi Ta Askata-suna (ETA), die es sich zum Ziel gesetzt hat, die baskischen Provinzen in Spanien und Frankreich zusammenzuführen und als souveränen Staat zu etablieren. Durch die massive Repression aller regionalen Eigenheiten während der Francodiktatur und die am Anfang sehr selektive Ausübung terroristischer Akte, dachte man lange Zeit, dass die Organisation mit der Etablierung eines demokratischen Staates in Spanien und der Errichtung autonomer Regionen verschwinden würde. Dies war jedoch nicht der Fall. Terroranschläge, Morde und Erpressungen waren gerade in der Übergangszeit zur Demokratie in Spanien an der Tagesordnung und bis heute ebbt die Gewalt nicht ab. Trotz einer verbesserten Polizeikooperation mit Frankreich und vielen erfolgreichen Schlägen gegen ETA ist es bis heute nicht gelungen, die Organisation vollständig auszuheben. Dies liegt zu großen Teilen auch daran, dass sie bis heute trotz wachsender gesellschaftlicher Ablehnung in Spanien und im Baskenland auf ein beachtliches Netzwerk an Sympathisanten zurückgreifen kann.
Terrorismus und Terrorgruppen sind, um eine Wirkung auf ihre Zielgruppen zu erreichen, auf die öffentliche Bekanntmachung ihrer Taten und Ziele angewiesen. Dabei ist zu beobachten, dass Terrorakte in der Regel ein in Bezug auf die eingesetzten Mittel und die Größe der Gruppe unverhältnismäßig großes Echo hervorrufen. Auch in Spanien finden die Anschläge von ETA wie auch die Organisation selbst seit Jahren ein lebhaftes Echo in den Medien.
Die Arbeit untersucht die in vielen Publikationen zum Phänomen ‘Terrorismus‘ nur kurz angesprochene und meist als selbstverständlich vorausgesetzte Verquickung von Terrorismus und Medien anhand eines konkreten Falls: Spanien. Die baskische Terrororganisation ETA bietet sich zusammen mit dem seit dem Übergang zur Demokratie entstandenen freien Mediensystem in Spanien für eine Untersuchung sehr gut an, da sowohl die Medien von Anfang an in der Strategie von ETA eine große Rolle gespielt haben als auch die spanischen Medien in ihrer Berichterstattung über ETA zu keinem Zeitpunkt nachgelassen haben. Neben einer Systematisierung der theoretischen Überlegungen zu den Themen „Medien und Terrorismus“ und „Medienwirkungen“ erfolgt in der Arbeit eine empirische Untersuchung zweier Tageszeitungen, in denen kritisch geprüft wird, ob die spanische und baskische Öffentlichkeit über das eigentliche Problem im Baskenland informiert war und ist und wie die Berichterstattung in den Medien auf die verschiedenen gesellschaftlichen und politischen Akteure wirkt. Dabei werden bestimmte, immer wiederkehrende Argumentations- und Verhaltensmuster analysiert und bestehende Defizite aufgezeigt, die mitverantwortlich dafür sind, dass sich die Situation im Baskenland in den letzten Jahren immer mehr zuspitzt.
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