Dagmar VogelHeinrich Graf von Brühl. Eine Biografie
Band 1: 1700-1738
Studien zur Geschichtsforschung der Neuzeit, Band 29
Hamburg 2003, 700 Seiten
ISBN 978-3-8300-0859-0 (Print)
Rezension
Letztlich ist das Werk mehr als eine Biographie über Brühl. Es ist auch eine umfassende Politikbeschreibung Augusts II. und Augusts III. und insbesondere die außenpolitischen Bestrebungen Brühls versucht die Autorin aus einer gesamteuropäischen Perspektive zu betrachten. […]Alles in allem nötigt das profunde Werk Dagmar Vogels Respekt ab. […]
Eigentlich unwichtige Details […] sorgen dafür, dass man als Leser bei der Stange bleibt, die Person Brühls einem auch menschlich näher kommt.
Zum Inhalt
Heinrich Graf von Brühl, Minister Augusts II. und Premierminister seines Sohnes Augusts III. ist neben beiden Herrschern eine der bekanntesten Persönlichkeiten der sächsischen Geschichte - und eine der umstrittensten. Über zweieinhalb Jahrhunderte galt er Zeitgenossen und Geschichtsschreibern als Synonym für Mißwirtschaft und Korruption. Versuche, das grundsätzlich negative Bild Brühls zu revidieren, blieben aufgrund fehlender Quellennachweise bisher ohne besonderen Erfolg.
Erstmals liegt nun zwei Jahre nach dem 300. Geburtstag Brühls eine umfassende Biografie des Ministers vor, die sich ausführlich, unter Benutzung eines umfangreichen, bis dato ungenutzten archivalischen Quellenmaterials des Sächsischen Hauptstaatsarchivs Dresden mit seinem Werdegang befaßt und sein Leben bis zum Jahre 1738 nachzeichnet.
Beginnend mit einem genealogischen Abriß der Familie von Brühl, und dem beruflichen Aufstieg seines Vaters, beschreibt die Autorin seine Kindheit und Jugend in Weißenfels und Leipzig. Mit knapp 19 Jahren am kurfürstlich-königlichen Hof in Dresden als Silberpage angenommen, vollzog sich sein beruflicher Aufstieg zum Minister Augusts II. vor dem Hintergrund der politischen Auseinandersetzung um die Anerkennung der Pragmatischen Sanktion und der dauerhaften Sicherung der polnischen Krone einerseits, sowie einer auf absolutistischen Staatsprinzipien basierenden Staatsreform Augusts II in Sachsen. Vom Kurfürsten-König systematisch in die Regierungsarbeit eingeführt, wurde Brühl zum Mittler und Vollstrecker des königlichen Willens zwischen dem Herrscher und dessen Behördenorganisation.
Augusts II. Streben nach dauerhafter Sicherung der polnischen Krone und der damit verbundenen Absicht, Sachsen-Polen zur europäischen Großmacht zu führen, ließ Brühl aufgrund seiner absoluten Loyalität zum engsten Vertrauten seiner geheimsten politischen Pläne werden. Hinzu kamen diplomatische Begabung, nie ermüdender Arbeitseifer, wirtschaftlicher Sachverstand und finanzielles Geschick. Er wurde umworben und gefördert von Ministerkollegen und fand das Wohlwollen von Preußens Soldatenkönig Friedrich Wilhelms I.. Andererseits traf ihn die offene Ablehnung einer ständischen, um ihre Privilegien fürchtenden Gesellschaft.
August III. führte nach dem Tod seines Vaters die begonnene Staatsreform fort. Er übernahm auch Brühl in seine Dienste, nachdem sich dieser bereits im Vorfeld der kommenden Königswahl als geschickter Verhandlungspartner bewährte und bestätigte ihn in all seinen Ämtern. Darüber hinaus entwickelte der Kurfürst-König die Grundlage für eine sächsisch-polnische Unionsregierung, deren Träger Sulkowski und Brühl. sein sollten, die aber 1738 mit der Entlassung Sulkowskis hauptsächlich in Brühls Hände gelegt wurde.
Schlagworte
18. JahrhundertAugust von Sachsen-PolenDresdenErnst Christoph von ManteuffelFamiliengeschichteFriedrich Wilhelm I.GeschichtswissenschaftHans Moritz von BrühlHöfische KarriereLeipzigPreußenWeißenfelsIhr Werk im Verlag Dr. Kovač
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