Uta Chiodi-TischerStrassennamen auf Korsika
PHILOLOGIA – Sprachwissenschaftliche Forschungsergebnisse, Band 37
Hamburg 2000, 324 Seiten
ISBN 978-3-8300-0049-5 (Print)
Zum Inhalt
Im Bereich der romanischen Philologie sind Untersuchungen über Straßennamen bisher ein relativ vernachlässigtes Thema. Dies gilt vor allem für die Entwicklung der Straßennamen auf Korsika, nicht zuletzt sicherlich aufgrund der geographischen Randlage der Insel und der Schwierigkeiten beim Zugang zu historischen Dokumenten. Diese Lücke wird nun durch die vorliegende Arbeit geschlossen. Sie geht von der Hypothese aus, dass die Geschichte der Straßennamen Korsikas in enger Verbindung zur wechselvollen politischen Geschichte der Insel steht und verfolgt diesen Zusammenhang im Verlaufe der letzten 400 Jahre und speziell seit Ende des 18. Jahrhunderts bis in die Gegenwart.
Die seit langem auf Korsika lebende Autorin kann sich bei ihrer Untersuchung auf reichhaltiges Archivmaterial der "Archives départementales" und "Archives municipales" der korsischen Städte und Dokumente einiger kleinerer Orte stützen. Sie differenziert in detaillierten Darstellungen für jede einzelne Stadt verschiedene Kategorien von Straßennamen (z.B. Toponyme, Benennungen nach bekannten Persönlichkeiten oder politischen Ereignissen usw.) und analysiert, welchem Wandel diese Bezeichnungen in den einzelnen Kategorien im Laufe der Jahrhunderte unterworfen waren. Sozusagen als roter Faden dient dabei die Frage, ob diese Umbenennungen als Folge politischer Ereignisse vorgenommen wurden und welches diese Ereignisse waren.
Besonderes Interesse weckt die Arbeit durch die Verbindung historischer und linguistischer Aspekte, da die politischen Veränderungen auf Korsika in den letzten Jahrhunderten - Übergang von genuesischer zu französischer Herrschaft über die Insel und Aufkommen der Autonomiebestrebungen - mit sprachlichen Konsequenzen verbunden waren. Die offizielle Amtssprache wechselte zwar, als Korsika an Frankreich fiel. Doch koexistierte sie mit dem volkstümlichen Gebrauch des Korsischen, das seinerseits im Zuge der Autonomiebewegung an Gewicht gewann.
Der Autorin gelingt es in der vorliegenden, sorgfältig recherchierten und dokumentierten Darstellung, Beziehungen zwischen politischen Ereignissen und Umbenennungen von Straßen aufzudecken und kritisch zu werten. Sie leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Verständnis einer komplexen historischen und linguistischen Entwicklung, die bisher zu wenig Beachtung gefunden hat.
Schlagworte
HodonymeKorsikakorsischLinguistikOnomastikromanische SprachwissenschaftSprachwissenschaftStraßennamenToponymikIhr Werk im Verlag Dr. Kovač
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