Doktorarbeit: Das Ich als Konstrukt und Illusion

Das Ich als Konstrukt und Illusion

Reduktion und Elimination in Hirnforschung und Neurophilosophie unter besonderer Berücksichtigung des neurobiologischen Konstruktivismus Gerhard Roths und der Selbstmodell-Theorie Thomas Metzingers

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BOETHIANA – Forschungsergebnisse zur Philosophie, Band 147

Hamburg , 194 Seiten

ISBN 978-3-339-10456-4 (Print) |ISBN 978-3-339-10457-1 (eBook)

Zum Inhalt deutschenglish

Fühlen Sie sich als erkennende und handelnde Person, die ihr Leben selbstbewusst planen und gestalten kann? Oder handelt und entscheidet Ihr Gehirn für Sie, weil Ihnen dieses nur die Illusion vermittelt, Sie wären Frau/Herr Ihres Lebens? Mit diesen Fragen beschäftigt sich dieses Buch.

Ausgegangen wird in dieser Dissertation von den im „Manifest der Hirnforschung“ von 2004 formulierten Ansprüchen führender Neurowissenschaftler, den Menschen in naher Zukunft naturalistisch erklären und ein neues Menschenbild schaffen zu können.

Im Mittelpunkt der kritischen Untersuchung steht dabei der von Gerhard Roth und Thomas Metzinger vorgenommene Versuch, den Menschen als selbstbewusst denkendes und handelndes Subjekt mittels Reduktion und Elimination durch das Gehirn zu ersetzen.

An Gerhard Roths neurobiologischem Konstruktivismus wird vor allem die These, das „wirkliche“ Ich und die „wirkliche“ Welt seien nur eine Illusion und ein Konstrukt des „realen“ Ich, das uns ebenso wie die „reale“ Wirklichkeit unzugänglich sei, als unhaltbar zurückgewiesen. Auch seine weitgehende Leugnung der Willensfreiheit wird kritisch betrachtet – nach Roth entscheidet das Gehirn bzw. das limbische System über unser Handeln.

Bei Thomas Metzingers Selbstmodell-Theorie der Subjektivität wird besonders die Grundthese, es gäbe kein Selbst, son¬dern nur ein illusionäres Selbstmodell, mit dem wir uns andauernd verwechseln, als unhaltbar abgelehnt. Auch sein Naturalisierungskonzept und seine Behauptung, wir seien analog zu Computern bloß informationsverarbeitende Systeme, werden kritisch analysiert. Geistiges lässt sich jedoch nicht auf neuronale Gehirnvorgänge reduzieren. Man findet im Gehirn weder mentale Zustände noch Bedeutungen, sondern nur neuronale Prozesse, die aber notwendige Voraussetzung dafür sind, dass eine Person in ihrer Ganzheit geistvolles Erleben haben kann.

Hauptargument dieser Dissertation ist aber, dass man im Anschluss an Kant das Ich gar nicht eliminieren kann, weil das transzendentale Ich Voraussetzung für die Konstituierung unserer Erfahrungswelt ist und damit erst den Neurowissenschaftlern wie allen anderen Einzelwissenschaftlern ihr Vorgehen ermöglicht. Daher gilt auch für Gerhard Roth und Thomas Metzinger, dass sie für ihre Forschungsarbeit und die Formulierung ihrer Thesen für sich selbst gerade wieder jene Sonderstellung beanspruchen müssen, die sie allgemein dem Menschen als Subjekt aberkennen.

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