Doktorarbeit: Frauen in der Naturheilbewegung: Anna Fischer-Dückelmann und Klara Muche

Frauen in der Naturheilbewegung: Anna Fischer-Dückelmann und Klara Muche

Ihre Lebenswege, medizinischen und insbesondere frauenheilkundlichen Auffassungen

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Schriften zur Medizingeschichte, Band 7

Hamburg , 366 Seiten

ISBN 978-3-339-10264-5 (Print) |ISBN 978-3-339-10265-2 (eBook)

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Die Naturheilbewegung im deutschen Kaiserreich scheinen bei oberflächlicher Betrachtung genauso von Männern dominiert gewesen zu sein, wie dies allgemein für die Gesellschaft und speziell für die Schulmedizin zutreffend war. Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert betätigten sich erstmals Frauen nachhaltig in der Naturheilkunde und damit in der Frauen- und Lebensreformbewegung. Ihre emanzipatorische Grundhaltung ermöglichte ihnen eine realitätsnahe Betrachtung und Bewertung der gesellschaftlichen Verhältnisse. Ihr gemeinsames Ziel war die (sexual-)medizinische Aufklärung des explizit erwählten weiblichen Leserkreises.

Anna Fischer-Dückelmann und Klara Muche waren die beiden herausragenden weiblichen Vertreter der Naturheilbewegung. Klara Muche ist nahezu völlig in Vergessenheit geraten. Hingegen ist Anna Fischer-Dückelmann bis heute international bekannt. Der Name Anna Fischer-Dückelmann wird nahezu synonym gebraucht für die weibliche Naturheilkunde. Mit dieser Abhandlung werden erstmals Leben und Werk beider Frauen umfassend und detailliert dargestellt. Zudem galt es die Frage zu klären, inwiefern Fischer-Dückelmann und Muche eine spezielle „weibliche“ Naturheilkunde vertraten, welche sie von den männlichen Vertretern der Naturheilkunde unterschied, oder wo Übereinstimmungen bestanden. Daran schloss sich der Vergleich mit der Schulmedizin an, wo offensichtliche Unterschiede und etwaige Gemeinsamkeiten zu untersuchen waren.

Fischer-Dückelmann entstammte einer Ärztedynastie, Muche hingegen war kleinbürgerlicher Abkunft, ein Medizinstudium lag für sie außerhalb jeder Möglichkeiten. Fischer-Dückelmann beschritt als naturwissenschaftlich-universitär ausgebildete, promovierte Ärztin ihren individuellen Weg der Heilkunde zwischen der Naturheilkunde und der für sie die wissenschaftliche Grundlage bildenden Schulmedizin. Sie strebte als Akademikerin mit ihrem umfangreichen und damit nachhaltigeren Werk zu einer idealen Heilkunde: wissenschaftlich-fundierte und gleichzeitig realitätsnah-verständliche Theorie verknüpft mit einer davon abgeleiteten individualisierten, ganzheitlichen Diagnostik und insbesondere Therapie immer vor dem Hintergrund einer gesunden, naturgemäßen Lebensweise.

Klara Muche hingegen hat der Nachwelt kein einprägsames umfassendes Werk zur gesamten Naturheilkunde hinterlassen. Ihre Arbeiten waren Sammlungen kleinerer naturheilkundlicher Schriften, basierend auf einer nahezu unüberschaubaren Anzahl an populären Vorträgen. Dieser herausragenden agitatorischen Arbeit verdankte Muche ihre Bedeutung und Wertschätzung auch von den männlichen Vertretern in der Naturheilbewegung. Muche stand als „Kurpfuscherin“ in Opposition zur Schulmedizin und wurde daher von dieser verfolgt, es fand aber keine inhaltliche Auseinandersetzung von Seiten der Schulmedizin mit ihren Werken statt.

Fischer-Dückelmann und Muche hatten in den Mittelpunkt ihrer Arbeit frauenspezifische Krankheits- und Gesundheitsthemen gestellt. Sie vermittelten ihrer weiblichen Hauptzielgruppe das medizinische Wissen und damit das Selbstbewusstsein für die aktive und selbständige Anwendung der Erkenntnisse. Die Rolle Frauen in der Gesellschaft erhielt dadurch nicht nur eine Aufwertung, sie wurde zunächst den Frauen selbst einfach bewusst gemacht. Eine Gleichberechtigung der Frauen forderten beide auch in der Sexualität. Dies begründete Fischer-Dückelmann unter anderem mit der damals ungeheuerlichen Behauptung eines weiblichen Orgasmus mit daher identischem sexuellem Gefühlsleben von Frauen und Männern. Beide Naturheilkundlerinnen behandelten ausführlich Fragen der sexuellen Abstinenz und beschränkten damit die Selbstbestimmung des männlichen Geschlechtes. Aufbauend auf diesen erstmals publizierten Ansichten, wollten Fischer-Dückelmann und Muche auch die Rollen der Geschlechter neu definieren: Betonung der Unterschiede bei gleichzeitiger Herausstellung der Gleichwertigkeit in allen Lebensbereichen.

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