Heidrun JägerDas Eine tò hén, die Leerheit sunyata und die universelle Wahrheit dharma (hō)
Komparative Philosophie über Sein und Werden bei Platon, Nagarjuna und Dogen
Komparative Philosophie und Interdisziplinäre Bildung (KoPhil), Band 7
Hamburg 2018, 254 Seiten
ISBN 978-3-339-10100-6 (Print)
ISBN 978-3-339-10101-3 (eBook)
Zum Inhalt deutschenglish
Durch die Zunahme an Informationsdichte in der digital vernetzten Welt sehen wir uns oft zu rascher Entscheidungsfindung und Handlungssetzungen in immer kürzeren Zeitabschnitten gezwungen. Die daraus resultierende Zeitnot und zunehmende Unübersichtlichkeit größerer Zusammenhänge machen das Bemühen um gründliches Hinterfragen, Durchdenken und angemessenes Handeln in der jeweiligen Situation schwierig. Es verstärkt sich die Tendenz, die Komplexität von Sachverhalten und Erkenntnissen in Unkenntnis fremder kultureller Denksysteme unkritisch auf einseitige, fragmentarische und zweckorientierte Perspektiven zu reduzieren und das eigene Denksystem zum absoluten Maßstab mit universalistischem Geltungsanspruch zu erheben. Die Fragmentierung und Reduktion der komplexen Vielheit hat die isolierende Abgrenzung des Einzelnen gegenüber den Anderen zur Folge. Es scheint in unserer Lebenswelt die Teilhabe am allumfassenden Ganzen aus dem Blickfeld zu geraten.
Angesichts dieser Krisis zieht diese metaphysisch-ontologische Untersuchung Platons Dialoge Timaios, Parmenides und Sophistes zu Rate, die das Beziehungsgefüge des Prinzips des Einen tὸ hn mit den Ideen des Vielen/Anderen, Sein und Werden/Nicht-Sein, Identität und Verschiedenheit sowie Bewegung und Ruhe erörtern. Platons Lehre wird in einen wechselseitigen Bezug zur Lehre des Mahāyāna-Buddhismus vom abhängigen Entstehen als ‘Leerheit‘ (śūnyatā) im Sinne von Substanzlosigkeit beim indischen Denker Nāgārjuna (2./3. Jh.) und von der im ontischen Dasein verwirklichten universellen Wahrheit dharma (法 hō) beim japanischen Zen-Philosophen Dōgen Kigen (1200-1253) gestellt. Anhand der komparativen Methode setzt sich diese Untersuchung das Ziel, sowohl eine mögliche Integration als auch entscheidende Differenzen der drei Denksysteme von Platon, Nāgārjuna und Dōgen aufzuzeigen und einen Perspektivenwechsel aus der Isoliertheit der einzelnen Standpunkte hin zur allseitig offen-dynamischen Beziehung der Einheit-Vielheit im phaenomenon zu eröffnen.
Schlagworte
Abhängiges EntstehenAugenblickBuddha-NaturDas Eine to hendharmaDogen KigenKomparative PhilosophieLeerheitLehreMahayana-BuddhismusMetaphysikNagarjunaOntologieParmenides-DialogPhilosopohiePlatonsunyataTimaiosWahrheitIhr Werk im Verlag Dr. Kovač
Möchten Sie Ihre wissenschaftliche Arbeit publizieren? Erfahren Sie mehr über unsere günstigen Konditionen und unseren Service für Autorinnen und Autoren.