Doktorarbeit: Velimir Chlebnikov und Hugo Ball – Mythopoetik in der Avantgarde

Velimir Chlebnikov und Hugo Ball – Mythopoetik in der Avantgarde

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POETICA – Schriften zur Literaturwissenschaft, Band 154

Hamburg , 300 Seiten

ISBN 978-3-8300-9953-6 (Print) |ISBN 978-3-339-09953-2 (eBook)

Zum Inhalt

Bei der Untersuchung handelt es sich um einen typologischen Vergleich der Werke des Russen Velimir Chlebnikovs und des Deutschen Hugo Ball. Beide nehmen führende Positionen in den avantgardistischen Gruppen (russischer Kubofuturismus und Züricher Dadaismus) ein. Beide Dichter zeichnet ein charakteristischer Titelwahn aus – Chlebnikov bezeichnet sich als „Vorsitzender des Erdballs“, Ball ernennt sich selbst zum „magischen Bischof“.

Der Komplex von Ideen und Vorstellungen der beiden tradiert die theurgischen und religiös-philosophischen Vorstellungen des russischen mythopoetischen Symbolismus.

Bezeichnend sind dabei die Verfahren der spezifischen mythopoetischen Intertextualität, der Synkretismus, die Karnevalisierung.

Dargelegt wird die besondere Bedeutung der Kontrafaktur, als eines intertextuellen bzw. intermedialen Verfahrens des Rückgriffs auf archetypische Muster: Die avantgardistischen Performances beider Dichter tragen deutliche Züge einer Kontrafaktur von liturgischen Handlungen; einige der Texte orientieren sich an der Ästhetik der Ikone; andere lassen sich als Kontrafakturen von Nietzsches Also sprach Zarathustra lesen.

Die Analyse der Werke und Briefe Balls im Hinblick auf russische Namen, Motive und Konzepte belegt im Detail, dass die Rezeption der russischen Kultur bei Ball umfassend und wirkungsmächtig war. Von Bedeutung waren für ihn neben der Kunst und Kunsttheorie Kandinskijs diverse Texte der russischen religiösen Philosophie und esoterischen Literatur. Blavatskajas Werke werden als Quellen vielen kunsttheoretischen Formulierungen Chlebnikovs nachgewiesen.

Beide Dichter greifen auf die Tradition der Verwirklichung bzw. Rekonstruktion einer universellen Ursprache zurück, wobei Chlebnikov insbesondere Leibniz rezipiert, während Ball sich an Pseudo-Dionysius Areopagita orientiert. In einem historischen Exkurs werden entsprechende Konzepte dieser Tradition vorgestellt (Dante Alighieri, Raimundus Lullus, Giordano Bruno, Böhme, Bacon, Komenský, Leibniz u.a.).

Die mythopoetische Selbstidentifikation mit dem Nomothet und die Suche nach einer Äquivalenz des Wortes und des Bildes erlaubt einige Texte, Porträts, Selbstdarstellungen und Performances der beiden Dichter vor dem Hintergrund der Semiotik der orthodoxen Ikonenmalerei zu deuten.

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