Forschungsarbeit: Die Budweiser Aktienbrauerei und die Konstruktion des Nationalen

Die Budweiser Aktienbrauerei und die Konstruktion des Nationalen

Brauindustrie im Spannungsfeld von Wirtschaftsnationalismus und Verdrängungswettbewerb

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Schriften zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Band 29

Hamburg , 200 Seiten

ISBN 978-3-8300-9298-8 (Print) |ISBN 978-3-339-09298-4 (eBook)

Rezensionen

[...] Zum einen gelingt ihm in außerordentlicher Deutlichkeit, ein exemplarisches Schlaglicht auf die Konstruktion nationaler Mythen entlang von Genussmitteln zu werfen. Zum anderen liefert die Arbeit umfassendes Wissen zur Wirtschafts- und Kulturgeschichte des böhmischen Gaststätten- und Brauereiwesens um 1900. Drittens macht der Autor dank seiner Sprachkenntnisse einen wichtigen Teil der leider nur selten rezipierten tschechischen Fachliteratur zum Thema verfügbar. Sowohl für Ernährungshistoriker wie für an Fragen nationaler Identität interessierte Leserkreise bildet der knapp 170 Seiten plus Anhänge umfassende, auch flüssig geschriebene Band somit eine empfehlenswerte Lektüre.

Manuel Trummer in: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde, 2019

[...] Neben dem sehr interessanten wirtschaftsgeschichtlichen Teil vermittelt der spannende politisch/ideengeschichtliche Teil einen sehr guten Einblick in die gesamte Problematik des Zusammenlebens der tschechischen und deutschen Bevölkerung in dieser Kleinstadt und in Südböhmen.

Peter Krause in: Acta Studentica, 6/2017


Zum Inhalt

Der Geschmack der Budweiser Biere aus der Zeit um 1900 lässt sich heute kaum noch rekonstruieren. Politisch und gesellschaftlich dominiert ein nationalistischer Nachgeschmack: Die beiden Budweiser Industriebrauereien versorgten Böhmen nicht nur mit berauschenden Getränken, sondern auch mit nationalen Botschaften.

Diese Publikation untersucht den nationalistischen Diskurs von Braubetrieben in den beiden Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg. Im Mittelpunkt steht die Böhmische Aktienbrauerei in Budweis, die heute unter ihrem Markennamen Budweiser Budvar zu den international bekanntesten Industriebrauereien Tschechiens gehört. Ihre Gründung im Jahr 1895 war ein wirtschaftsnationalistisches Instrument im Prozess der tschechischen Nationsbildung. Gründung, Positionierung und Kommunikation waren von nationalen und politischen Motiven geprägt. Bier brauen und trinken mutierte in Budweis an der Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert zu einer nationalen Frage. Der Wettbewerb der Nationen spiegelte sich im Wettbewerb der national positionierten Braubetriebe. Ihr Konkurrenzkampf stand stellvertretend für die politische und gesellschaftliche Rivalität der deutschen und der tschechischen Nation. Die Budweiser Braubetriebe waren zentrale Akteure in diesem Ringen um kulturelle und politische Vorherrschaft. Ihre Biere schieden die Konsumenten entlang der „Braufront“ in tschechische Aktienbier- und deutsche Bürgerbräu-Trinker. Die Wahl der Biermarke mutierte zum Indikator für nationale Selbstverortung.

Der Autor analysiert die national inspirierten Gründungsmythen und entlarvt die national nur vermeintlich homogenen Eigentümerstrukturen beider Großbrauereien. Entlang der national motivierten Unternehmensbotschaften begibt sich das Buch auf eine Spurensuche nach der Essenz des Rezitativs von „wir“ und „sie“. Ein Vergleich der nationalistischen Diskurse in Budweis mit jenen von anderen Brau-Unternehmen verleiht den erarbeiteten Kernaussagen zusätzliche Tragkraft. Die national motivierten Unternehmensaktivitäten werden dabei im Kontext der verschärften wirtschaftlichen Konkurrenz in der Brauindustrie ab dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts gezeigt.

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