Forschungsarbeit: Götterboten – Zur Rolle der Vögel in der Kommunikation zwischen Gottheit und Mensch von der Vorgeschichte bis zum frühen Christentum

Götterboten – Zur Rolle der Vögel in der Kommunikation zwischen Gottheit und Mensch von der Vorgeschichte bis zum frühen Christentum

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Schriften zur Kulturgeschichte, Band 41

Hamburg , 246 Seiten

ISBN 978-3-8300-9157-8 (Print) |ISBN 978-3-339-09157-4 (eBook)

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Die Faszination, die von den Vögeln als fliegenden Geschöpfen ausgeht, regte die Menschen seit der Frühzeit dazu an, sie mit der göttlichen Sphäre in Verbindung zu bringen. Man sah in ihnen Vermittler zwischen der unerreichbaren Welt der Götter und den erdgebunden Menschen. Diese Vorstellung hat sich über die Antike hinaus bis in das Christentum gehalten, wobei die Rolle der Vögel immer wieder Änderungen unterworfen war.

Dabei war die Vorstellung von der der Weitergabe des göttlichen Willens über den Vogel an einen Vermittler, der die Botschaft als Orakel oder Predigt für die Menschen übersetzte, eine wichtige Konstante über die Jahrhunderte hinweg.

Umgekehrt konnten auch die Menschen über diesen Weg mit der Gottheit in Kontakt treten. Ausgangspunkt war dabei in der Regel das Opfer. Angelockt von offen auf dem Altar liegenden Gaben erschienen Vögel, um davon zu fressen und Stücke davonzutragen. Was lag näher, als dieses Verhalten mit der Annahme des Opfers durch die Gottheit zu erklären?

Trotz der zunehmenden Konkurrenz durch das Brandopfer, bei dem der gen Himmel steigende Rauch die Rolle der Vögel übernahm, hielt sich deren Beteiligung am Opfer bis in die römische Kaiserzeit. Aus den einfachen, prähistorischen Anfängen entwickelte sich dabei eine zunehmende Spezialisierung und Ritualisierung.

Dasselbe natürliche Verhalten der Vögel, das zu ihrer Teilnahme am Opfer führte, machte man sich auch bei den seit Jahrtausenden bis in unsere Zeit praktizierten ‘Sonnenbestattungen‘ zunutze. Dabei ließ man den Toten bewusst unter freiem Himmel liegen, damit er von Vögeln gefressen werden konnte. Ähnlich wie beim Opfer konnte man sich vorstellen, dass die Vögel den Toten durch den Verzehr und das Davontragen zu den Göttern brachten. In der Regel übernahm aber auch bei der Bestattung bald das Feuer die Rolle der Vögel.

Die mit dem Siegeszug des Christentums einhergehende Abschaffung des Opferbrauchs setzte dieser Möglichkeit der menschlichen Kontaktaufnahme mit der Gottheit dann ein Ende. Das Prinzip des ‘do ut des‘, das in den paganen Religionen das Verhältnis von Mensch und Gott bestimmt hatte, hatte im Christentum keinen Platz mehr. So kam es auch zu einer weiteren Einschränkung der Rolle der Vögel im Kult. Wo Vögel früher bilateral zwischen Mensch und Gott vermittelten, überbringt die Heilig Geist Taube nur noch einseitig Gottes Botschaft an die Menschen, ohne dass diese über den Vogel aktiv mit den himmlischen Sphären in Kontakt treten können.

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