Dissertation: Geschlechtsbezogene Bildungsdisparitäten

Geschlechtsbezogene Bildungsdisparitäten

Die Bedeutung der Zuschreibung gendertypisierter Merkmale und des ambivalenten Sexismus bei Jugendlichen für ihren Bildungserfolg

Marie-Schlei-Preis 2014

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Gender Studies – Interdisziplinäre Schriftenreihe zur Geschlechterforschung, Band 24

Hamburg , 326 Seiten

ISBN 978-3-8300-7340-6 (Print) |ISBN 978-3-339-07340-2 (eBook)

Rezension

[...] Melanie Rau legt eine fundierte empirische Arbeit vor [...]. Ihre Ergebnisse sind wichtig für die psychologische, geschlechtsbezogene Schulforschung.

[...] Die Lektüre ist für verschiedene Zielgruppen interessant. Studierende und Dozierende der Schulforschung, Psychologie, Jungen/Männer- und Geschlechterforschung, Pädagogik, Sozialen Arbeit und verwandter Disziplinen können sich einen fundierten Überblick über ein aktuelles, bedeutsames Forschungs- und Praxisfeld erarbeiten.



Zum Inhalt

Seit der Veröffentlichung der ersten Ergebnisse der großen Schulleistungsstudien Anfang der 2000er Jahre ist in Medien und Politik eine umfassende Debatte über das deutsche Bildungssystem entbrannt. Diese Debatte wird vor allem von der Wahrnehmung von Jungen als den neuen Bildungsverlierern bestimmt, Nachteile für Mädchen gelten als beseitigt. Als Ursache für den vermeintlichen Bildungsmisserfolg der Jungen wird häufig die sogenannte „Feminisierung des Bildungssystems“, d. h. der steigende Anteil an Lehrerinnen am Lehrpersonal benannt.

Doch ist das Bild von „doofen Jungen“ und „schlauen Mädchen“ wirklich zutreffend? Welche Konsequenzen für den Bildungserfolg von Jugendlichen ergeben sich aus der medialen Darstellung von „Bildungsverlierern“ und „Bildungsgewinnerinnen“? Und lässt sich tatsächlich nachweisen, dass Jungen bei Lehrerinnen einen schlechteren Bildungs- und Lernerfolg erzielen als bei Lehrern?

Diesen Fragen widmet sich Melanie Rau in ihrer Forschungsarbeit anhand eigener Analysen bereits veröffentlichter Studienergebnisse und anhand der von ihr selbst durchgeführten empirischen Untersuchungen. Sie analysiert ausführlich Daten und Fakten zu Geschlechtsunterschieden im Bildungserfolg und weist nach, dass Jungen keineswegs als eindeutige Bildungsverlierer betrachtet werden dürfen, da sie nur sehr kleine Bildungsnachteile (z. B. in der Lesekompetenz und in der Bildungsbeteiligung) bis recht große Bildungsvorteile (z. B. in der Mathematik) im Vergleich zu Mädchen aufweisen. Sie beschreibt Theorien zur Entstehung und Aufrechterhaltung von Geschlechtsunterschieden (Rollentheorie, Gender-Selbst-Sozialisierungs-Theorie, Sexismustheorie) und stellt diese in den Kontext von Geschlechtsunterschieden im Bildungserfolg. Außerdem legt sie eine Zusammenschau der Befunde zur Bedeutung des Geschlechts der Lehrkraft für den Bildungserfolg von Kindern und Jugendlichen vor, die deutlich zeigt, dass bisherige Studien keinen Grund zur der Annahme liefern, dass Jungen besser bei Lehrern als bei Lehrerinnen lernen.

Ihre eigenen empirischen Studien widmet sie der Frage, ob sich aufgrund der medial verzerrten Darstellung von Jungen als Bildungsverlierern und Mädchen als Bildungsgewinnerinnen bereits ein Stereotyp von schulisch erfolgreichen Jugendliche etabliert hat, das guten Schülern feminine Eigenschaften zuschreibt und daher inkompatibel mit dem maskulinen Selbstbild der Jungen ist und somit zukünftig Bildungsnachteile für Jungen überhaupt erst erzeugen wird. Außerdem liefern ihre Studien Belege dafür, dass Jungen nicht als Gesamtgruppe bei Lehrerinnen schlechter lernen, sondern nur Jugendliche mit besonders frauenfeindlichen Einstellungen.

Auf ihren Forschungsbefunden aufbauend leitet die Autorin eine Reihe von möglichen Maßnahmen ab, um geschlechtsbezogene Bildungsungleichheiten in Zukunft abbauen zu können. Dieses Buch liefert somit einen wichtigen Beitrag zur aktuellen bildungspolitischen Debatte um Geschlechtsunterschiede im Bildungserfolg.

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