Forschungsarbeit: Suizidäre Metaphern
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Suizidäre Metaphern

Transzendente Melancholien im Zeitalter der Schwarzen Romantik

POETICA – Schriften zur Literaturwissenschaft, Band 121

Hamburg , 268 Seiten

ISBN 978-3-8300-6528-9 (Print)

Zum Inhalt

Die Schwarze Romantik gilt gemeinhin als Unterströmung der zwischen 1800 und 1830/50 sich erstreckenden Romantik und wird mit Schauergeschichten, Untoten, bösen Charakteren, fantastischen Traum- und Alptraumwelten, ja Vampiren und Fabelwesen in Verbindung gebracht. Die handelnden Figuren schildern ihre Motivik differenziert und scharfsinnig, indem sie melancholische, depressive, rachsüchtige und todessehnsüchtige Gedanken äußern. Der menschliche Wahnsinn und das Unheil, das Symbol des Grabes, Ideen des Freitodes und der Unendlichkeit finden über die englische graveyard poetry und die gothic novel eines Edward Youngs und einer Mary Shelley, die Verabschiedungspoesie Hölderlins und des Novalis? sowie die todesvoluntaristischen Dichtungen E.T.A. Hoffmanns und Edgar Allan Poes Eingang in die Literaturgeschichte. Jedenfalls wird der Seele, dem Mysterium und dem zerrissenen Wesen des Menschen eine wirkungsvolle, in suizidären Metaphern aufscheinende, Beachtung geschenkt, was dazu veranlasst, die Schwarze Romantik für die eigentliche Romantik zu halten und ihr einen größeren Stellenwert einzuräumen, als dies bislang der Fall gewesen war. Denn die Hauptprotagonisten der Romantik sind gleichzeitig schwarze Romantiker, genauer: Melancholiker der Transzendenz, deren Kerngedanken quasi zum inneren Bestreben romantischen Empfindens avancieren. Das urgründige, tief gespaltene Selbst des Menschen, der Wunsch, der Wirklichkeit in der Schöpfung eines fantastischen poetischen Jenseits zu entraten, sein die eigene Endlichkeit widerlegendes Unendlichkeitsgefühl schimmert durch alle wesentlichen Elemente romantischen Erlebens hindurch. Die Schwarze Romantik ist die Universalpoesie der Schwermut.

Wordsworth will als wandernde Wolke seine Gegenwart durcheilen. Die unbeschwerte, lebenslustige Christabel aus einer Ballade Coleridges trifft in einem Waldstück das feengleiche Mädchen Geraldine und wird mit einem bösen Zauber belegt. Hoffmanns Medardus begegnet im Grafen Viktorin seinem zweiten bösen Ich. Der Rabe Poes überbringt mit Nachdruck seine Todesbotschaft. Raskolnikow erörtert die Möglichkeit monumentalen Mordens, wird aber zuletzt religiös. Laurids Brigge denkt über die moderne Welt und das Verhängnis nach, in dieser leben zu müssen. Durch ihre internationale Verbreitung suchen diese Romane, Gedichte und Balladen den Anspruch Friedrich Schlegels einzulösen, eine progressive Universalpoesie begründen zu wollen, die sich in alle Sparten künstlerischen Denkens ausdehnt und nicht eher Ruhe gibt, als bis sie in die letzten Verästelungen literarischen Wollens vorgedrungen ist und diese beeinflusst hat.

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