Doktorarbeit: Studien zur Geschichte des byzantinischen Orthros

Studien zur Geschichte des byzantinischen Orthros

Historische Vergewisserung für eine heutige Praxis der Gemeindeliturgie

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Schriften zur Praktischen Theologie, Band 12

Hamburg , 234 Seiten

ISBN 978-3-8300-5199-2 (Print) |ISBN 978-3-339-05199-8 (eBook)

Zum Inhalt

Der Orthros des byzantinischen Ritus setzt sich aus Elementen zusammen, die disparaten Quellen entstammen – teils dem Gemeindegottesdienst, teils dem monastischen Offizium. Sie sind auch nicht alle authentische morgendliche Gebete; vielmehr kann man mindestens sechs, vielleicht sogar sieben unterschiedliche theologische Sinneinheiten ausmachen, die ursprünglich jeweils selbständige Gebete bildeten. Diese historisch gewachsene, äußerst komplizierte Struktur, die ohne theologische und liturgiehistorische Vorkenntnisse selbst für den Zelebranten kaum durchschaubar ist, stellt eine Feier des Orthros im gemeindlichen Rahmen vor kaum zu überwindende Schwierigkeiten. Eine Reform des Morgengebetes, die den ursprünglich zugrunde liegenden Sinn wieder deutlicher herausstellt, könnte zwar den Orthros im Kontext der Gemeindepastoral neu beleben, hat aber ein historisches Verständnis der gewachsenen Strukturen unabdingbar zur Voraussetzung.

Bereits im 4. Jahrhundert besaß die Feier des Morgengebets der Kirche einen festen Ablauf, der jedoch bei weitem noch nicht sehr einheitlich war. Trotz aller Unterschiede kristallisierte sich jedoch bereits eine Grundstruktur heraus, bestehend aus dem Gotteslob, den Fürbitten und der Danksagung, die den eigentlichen Hauptteil des Orthros bildete.

Von besonderer Bedeutung für die Entwicklung der gesamten byzantinischen Liturgie ist das Kathedraloffizium (Asmatikos) der Sophienkirche von Konstantinopel. Die Liturgie in der Hauptkirche des Reiches war wiederum stark von der Jerusalemer Kathedralliturgie beeinflusst; dies zeigt ein Vergleich der jeweiligen gottesdienstlichen Strukturen, insbesondere die der Vesper.

Die Entwicklung der Jerusalemer Liturgie erfuhr einen tiefen Einschnitt durch die persische Eroberung und Zerstörung im Jahre 614, in deren Folge das liturgische Leben der Stadt vorübergehend zusammenbrach. In der darauf folgenden "liturgischen Renaissance" spielte vor allem die Schule des Johannes Damaskenos im Sabbaskloster eine gewichtige Rolle. Dabei konnte sich das Kathedraloffizium bis auf einige Ausnahmen gegen die Einflüsse der monastischen Liturgie nicht durchsetzen.

Bei der Christianisierung der ostslawischen Länder spielte eine Orientierung am byzantinischen Reich eine gewichtige Rolle. Mit dem Christentum übernahm die Kyiwer Rus´ auch die dort im 10. Jahrhundert gefeierte Liturgie. Aber schon zwei Jahrhunderte später wurden die ersten Stimmen hörbar, die eine Unverständlichkeit der liturgischen Bräuche beklagten. Das Bemühen verschiedener Bischöfe, die gottesdienstlichen Feiern an die gegenwärtige Liturgie in Konstantinopel anzugleichen, ist vom 14. Jahrhundert an spürbar, trug aber nur wenig für die Entwicklung einer Gemeindeliturgie bei.

Erst im 19./20. Jahrhundert befasste man sich systematisch mit geschichtlichen, theologischen und pastoralen Aspekten der Liturgie. Bei den Vorbereitungen zur Synode von 1918 wurden sehr intensiv die Fragen der Liturgie beraten und Themen wie die Volkssprache, die tätige Teilnahme der Gläubigen, die räumliche Trennung des Klerus und der Gemeinde und die monastische Herkunft einzelner Elemente der Feier behandelt.

Auch in der griechisch-katholischen Kirche in der Westukraine waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts dem Klerus wie auch den Gläubigen die Probleme in der Liturgie bewusst. Liturgische Bewegung in der Westukraine in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts trug wesentlich zur Entstehung der Ukrainischen lutherischen Kirchen des byzantinischen Ritus bei. Die durch diese Kirchen reformierten Feiern des Stundengebets sind als sehr gemeindeorientiert gekennzeichnet.

Vor diesen Hintergründen dürfte auch in der griechisch-katholischen Kirche der Ukraine das Stundengebet als Gebet des Volk Gottes fruchtbar sein.

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