Forschungsarbeit: Die spätantiken und mittelalterlichen Wehranlagen in Albanien

Die spätantiken und mittelalterlichen Wehranlagen in Albanien

Städte, Burgen, Festungen und Kastelle

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EX ARCHITECTURA – Schriften zu Architektur, Städtebau und Baugeschichte, Band 7

Hamburg , 372 Seiten

ISBN 978-3-8300-5082-7 (Print) |ISBN 978-3-339-05082-3 (eBook)

Zum Inhalt

Die römische Besatzung fand Albanien, das damalige Südillyrien und Nordepirus, an der Küste und im Binnenland von Burgen und Stadtbefestigungen hellenistischer Art übersät. Viele davon wurden von den Römern zerstört. Die Römer erhielten und befestigten jedoch hauptsächlich die Küstenstädte, die zugleich auch Standorte ihrer Garnisonen waren. Ein Teil davon wurde unter Caesar und Augustus zu Kolonie-Städten erklärt. Mit der Schaffung neuer Verwaltungsprovinzen auf Grundlage der von Kaiser Diokletian (284-305) unternommenen Reformen, setzte auf dem Gebiet des heutigen Albaniens eine Militarisierung ein. Die für die Stationierung der Kohorten bestimmten Kastelle wurden auf flachem Gelände, stets in der Nähe der wichtigsten Verkehrswege, errichtet. Zu dieser Zeit beginnt die Entstehung der ersten im Flachland liegenden befestigten neuen Städte, die relativ klein und nicht so bedeutsam wie die alten waren. Sie entwickelten sich aus Dörfern (vici), die an strategischen Stellen und an Straßenkreuzungen lagen. In den letzten Jahrzehnten des 4. Jahrhunderts, besonders nach der Schlacht von Adrianopolis im Jahre 378, als für die Westgoten der Weg zu den westlichen Gebieten des Balkans frei war, gab es eine massenhafte Rücksiedlung der Einwohner von den Ebenen in die Hügel- und Berggebiete, wo sich bereits die alten befestigten Siedlungen der illyrischen Antike bzw. der frühen Eisenzeit befanden, die sich aber in ärmliche und von den Einwohnern zum Teil verlassene Dörfer verwandelt hatten. Der Bau von neuen Befestigungen bzw. die Erneuerung der alten setzte sich während der gesamten Spätantike fort. Kaiser Anastasios (419-518) hatte seine Heimatstadt Durrës (Dyrrhachion) mit drei Ringmauern umgeben und ließ noch weitere neue Wehranlagen bauen. Einen Höhepunkt erreichte aber der Burgenbau unter der Herrschaft Justinians (527-565). Die meisten Burgen und Stadtmauern besitzen eine Bauphase aus der Zeit Justinians. Viele der Einzelheiten, die Prokop, der Geschichtsschreiber Justinians, ausführlich beschreibt, sind in den Resten der justinianischen Wehranlagen festzustellen. Die wichtigsten Wehranlagen der Spätantike, seit der Zeit Diokletians werden in diesem Buch in ihren Baumerkmalen und jeweiligen zeitlichen Unterschieden beschrieben. Es sind gleichfalls die historischen Gründe zu behandeln, die ihre Entstehung und schließlich ihren Untergang erklären. Seit dem Ende des 6. Jahrhunderts und hauptsächlich in den ersten Jahrzehnten des 7. Jahrhunderts zerstörten die Avaren und die Slawenstämme den größten Teil der Städte und Burgen in Albanien. Trotzdem hielten außer der gut befestigten Stadt Durrës wahrscheinlich noch andere befestige Orte stand, besonders dem slawischen Einfall. Sie bildeten im Rahmen des byzantinischen Reiches Stützpunkte, von denen aus die verlorenen Gebiete teilweise wiedergewonnen werden konnten. Durch die Krise, die das byzantinische Reich im 9. Jahrhundert durchmachte, als an seinen westlichen Grenzen an der Adria- und der jonischen Küste die Franken auftauchten, nahm die Bedeutung der Befestigung der Küstenstädte zu. Mauerzüge und Türme aus dieser Zeit sind in den an den Küsten liegenden befestigten Städten heute noch zu sehen. Ende des 9. / Beginn des 10. Jahrhunderts konnten die Byzantiner 30 Burgen des Gebietes von Dyrrhachion (dem heutigen Durrës) dem Bulgarenkönig Simeon entreißen. Gegen Ende des 10. Jahrhunderts nimmt die Bautätigkeit im Bereich der Wehranlagen deutlich zu, als, nach dem Untergang des bulgarischen Reiches, die westlichen Gebiete der Halbinsel, erneut der byzantinischer Macht zufielen. In diese Zeit fällt ebenfalls die Neugründung befestigter Städte im Binnenland, deren Mauern bis heute ziemlich gut erhalten sind. Vom 11. bis Anfang des 12. Jahrhunderts wurden die Küstenstädte Albaniens zu Schauplätzen von Kriegshandlungen zwischen Normanen und Byzantinern. In diesem Zusammenhang erwähnt Anna Komnena einige Städte und Burgen Albaniens mitsamt ihren Wehrsystemen. Sie beschreibt ebenfalls die Waffen und Kriegsoperationen der beiden kriegsführenden Seiten bei der Belagerung von Durrës. In Durrës sind die Mauern des 11. bis 12. Jahrhundert nicht mehr vorhanden. Man begegnet ihnen aber mit großer Wahrscheinlichkeit in Butrint aus der Zeit, als die Stadt im Jahre 1149 zu einem wichtigen Militärstützpunkt des byzantinischen Kaisers Manuel I. Komnenos wurde. Der vierte Kreuzzug in Albanien führte dazu, daß das venezianische Herzogtum von Durrës im Jahre 1204 das Territorium des früheren Themas umfassen sollte. Das Despotat von Epirus reichte unter Michael I. Komnenos Dukas Angelos (1204- 1215) bis in das Gebiet von Durrës. Während der Despotatszeit setzt eine eifrige Tätigkeit im Bereich der Wehrbauten ein. Die gegen 1205 von Michael I. Komnenos erneuerten Stadtmauern, die hervorstechendsten Wehranlagen der Stadt Berat, bestehen noch heute. Aus der Zeit der Anjou, die um 1272 das “Regnum Albaniae“ mit Hauptstadt Durrës gründeten, ist ebenfalls wenig geblieben. Eine Burg der Anjou im Bezirk von Fieri (Südalbanien), sowie auch Türme in Kruja und Mesopotam sind allerdings noch erhalten. Während der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts ließen albanische Feudalherren, die zu selbständigen Herrschern geworden waren, in mehreren Burgen und Städten Wehranlagen bauen. Wegen der türkischen Gefahr übergaben sie diese aber im letzten Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts den Venezianern. Im Laufe des 15. Jahrhunderts beginnt eine neue Etappe der Wehranlagen, die mit der Entwicklung der Artillerie und neuer Angriffstechniken zusammenhängt. Während dieser Übergangsperiode, die fast das gesamte 15. Jahrhundert umfaßt, wurden die Burgen des Mittelalters durch gründliche Umgestaltung in Festungen mit Bastionen verwandelt. Damals konkurrierten die Venezianer, die Türken und Skanderbeg im Festungsbau. Die modernen Prinzipien sind relativ früh an dem venezianischen Umbau Shkodras zu sehen. Nach der ersten Belagerung von Kruja (1450) hatte Skanderbeg ebenfalls neue Ideen in die Wehrtechnik eingeführt, die mit zeitgenössischen italienischen Theorien übereinstimmen. Die Entwicklung der Wehrbautechnik ist gegen Ende des 15. Jhdts. unterbrochen worden. Die Türken paßten ihre Wehranlagen während des 16. und 17. Jhdts. einem schlecht bewaffneten Gegner an. Einen neuen Aufschwung nimmt die Wehrbautechnik gegen Ende des 18. Jhdts. / Anfang des 19. Jhdts., als Ali Pascha von Tepelena ein komplettes Wehrsystem in Südalbanien und Nordgriechenland errichten ließ, mit der Absicht sich einen eigenen unabhängigen Staat zu schaffen.

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