Dissertation: Alter(n) in ländlichen Räumen und demographischer Wandel

Alter(n) in ländlichen Räumen und demographischer Wandel

Eine Analyse in vier deutschen Gemeinden

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Studien zur Demographie und Bevölkerungsentwicklung, Band 3

Hamburg , 454 Seiten

ISBN 978-3-8300-4810-7 (Print) |ISBN 978-3-339-04810-3 (eBook)

Rezension

Die Arbeit von Mechthild Sternberg ist für viele Fachdisziplinen interessant. Das Thema ist und bleibt aktuell und es ist wünschenswert, dass die Ergebnisse als Anregung und Grundlage weitere wissenschaftliche Arbeiten nach sich zieht. "Alter(n) in ländlichen Räumen und demographischer Wandel" verdient neben einem breiten wissenschaftlichen Diskurs die Wahrnehmung und Umsetzung von "good-practice" - Beispielen. Dafür liefert die Arbeit wichtige Anregungen.



Zum Inhalt

Ausgangspunkt der Studie ist die Frage nach der Lebensqualität älterer Menschen in ländlichen Räumen. Ist diese infolge von demographischem Wandel und Individualisierung gesunken? Werden die älteren Menschen durch den dörflichen Sozialraum aufgefangen? Sind ihnen die Siedlungsstrukturen noch dienlich?

Zur Klärung dieser Fragen wurden vier Gemeinden in vier unterschiedlichen Regionen Deutschlands einer empirischen Untersuchung mit anschließender Analyse unterzogen. Durchgeführt wurde eine schriftliche Befragung der Bewohnerinnen und Bewohner – kombiniert mit leitfadengestützten Interviews und Ortsbegehungen. Rund 8.600 Haushalte der vier Gemeinden erhielten einen einheitlichen Fragebogen.

Die Auswahl der Orte erfolgte so, dass sowohl eine Gegenüberstellung von Ost- und West-Regionen als auch ein Vergleich hinsichtlich unterschiedlicher Einordnungen in die „Typisierung ländlicher Räume“ möglich war. Betrachtet wurde Wachtendonk am Niederrhein am Rand des Ballungsraumes Ruhrgebiet, Kirchheim am Ries im schwäbischen Baden-Württemberg als Ort ohne nennenswerte Entwicklungsprobleme, Amt Meyenburg in der brandenburgischen Prignitz mit wirtschaftlichen Entwicklungspotentialen sowie die Verwaltungsgemeinschaft Obercunnersdorf in der sächsischen Lausitz mit starken Entwicklungsproblemen infolge von Abwanderung und wirtschaftlicher Strukturschwäche.

Die Studie konnte zeigen, dass in den drei untersuchten Handlungsfeldern „Identifikation“, „Wohnen“ und „ländliche Gemeinschaft“ tatsächlich reale Einschränkungen für ältere Menschen bestehen. Dies gilt für die untersuchten Gemeinden in den neuen wie in den alten Bundesländern.

Für die Identifikation der Menschen mit ihrem Ort hat seine soziale Funktion nur geringe Bedeutung. Ein Zusammenhang zwischen Art und Qualität der sozialen Beziehungen der Bürger und der ländlichen Umgebung konnte nicht ermittelt werden. Die Identifikation der Bewohner mit der ländlichen Gemeinde findet in erster Linie über die räumlichen Merkmale statt. Funktionale und soziale Qualität treten dahinter deutlich zurück. Auch diese räumliche Identifikation richtet sich mitunter nur an die ländliche Umgebung als solche, nicht an den eigenen Wohnort.

In allen untersuchten Gemeinden zeigt sich, dass innerhalb der Ortskerne verschiedenartige Probleme zusammenlaufen. Eine der Ursachen ist stets darin zu sehen, dass eine Neubauaktivität jenseits der Ortsmitte schnell eine sozialräumliche Eigendynamik entwickelt. Ebenso ein durchgängiger Aspekt ist, dass die Konzentration im Einzelhandel und die steigende Mobilität der Bürger die Versorgung an den Ortsrand verschoben haben.

Die Studie zeigt, dass bedarfsgerechte Anpassungen der Wohnungen bei älteren Menschen kaum erfolgen. Es besteht also akuter Handlungsbedarf. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass Wohnen und Eigenheim besonders in ländlichen Räumen einer starken emotionalen Bindung unterliegen. Im Zusammenhang mit der genannten emotionalen Bindung ist besonders das Verhältnis der Älteren zur eigenen Immobilie hervorzuheben. Im Ergebnis muss der generellen gesellschaftlichen Wertschätzung für Wohneigentum als Altersversorgung widersprochen werden.

Die Planung der älteren Menschen für Ihre Zukunft ist lückenhaft. Insgesamt verharrt ein Drittel der noch nicht Hochbetagten in Ungewissheit über ihre Zukunft. Nachbarschaft und Vereine haben kaum nennenswerte Bedeutung. Ein dörfliches Netzwerk, das alte Menschen auffängt, ist nicht zu ermitteln.

Im Ergebnis sind die Folgen von Pluralisierung und Enttraditionalisierung ambivalent. Sowohl Verlusteffekte als auch Liberalisierungsgewinne sind vorhanden.

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