Doktorarbeit: Hure und Heilige: Verhandlungen über die Päpstin zwischen spätem Mittelalter und früher Neuzeit
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Hure und Heilige: Verhandlungen über die Päpstin zwischen spätem Mittelalter und früher Neuzeit

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Schriften zur Mediävistik, Band 13

Hamburg , 242 Seiten

ISBN 978-3-8300-4025-5 (Print) |ISBN 978-3-339-04025-1 (eBook)

Zum Inhalt

Die Geschichte von einer Frau, die sich als Mann kleidet, Bildung erwirbt, Karriere in Rom macht und schließlich Papst wird, ist seit dem 13. Jahrhundert bis heute immer wieder und immer neu erzählt worden. In dieser Position, so wird berichtet, habe sie ihre Sexualität nicht unterdrücken können, woraufhin ihre wahres Geschlecht durch die Folgen ihrer Unkeuschheit offenbar geworden und sie schließlich unter der Geburt eines Kindes gestorben sei. In dieser Skandalgeschichte überschreitet eine Frau ihre Grenzen und wird dafür bestraft. Indem von der Päpstin erzählt wird, werden auch immer die Grenzen zwischen Mann und Frau in ihrer Gefährdung gezeigt und neu gezogen. Deshalb ist diese literarische Figur so aufschlussreich für historische Vorstellungen über die Geschlechterordnung. Diese Studie beschäftigt sich mit einem Text über die Päpstin an der Wende vom späten Mittelalter zur frühen Neuzeit. Im Jahre 1565 erscheint ein Druck im protestantischen Eisleben, in welchem ein Theaterstück über die Päpstin veröffentlicht wird. Dieses Spiel, so die Herausgeber, sei um 1480 von einem katholischen Geistlichen in Mühlhausen verfasst worden. Es zeigt die Päpstin Jutta zwar als große Sünderin, die aber zur Reue findet und schließlich doch der himmlischen Gnade teilhaftig wird. Die protestantischen Herausgeber kommentieren diesen Text dahingehend, dass er die widergöttliche Natur der katholischen Kirche demonstriere, insbesondere ihrer Lehre vom Zölibat und von der Fürbitte der Heiligen. Dabei wird die Päpstin mit einer anderen weiblichen Figur in Zusammenhang gebracht, der Hure Babylon. Diese weibliche Schreckensfigur aus der Johannesapokalypse dient gemeinsam mit der Päpstin dazu den Beweis zu führen, dass die Papstkirche der Antichrist selbst sei. Das Bild einer unkeuschen, die männliche Macht bedrohenden Hure Kirche entsteht, in deren Gestalt der Antichrist in der Welt erkannt werden könne. Innerhalb des Druckes von 1565 zeichnen sich zwei gegensätzliche Deutungen der Päpstin ab, die beide auf ihre Überschreitung der Geschlechtergrenzen Bezug nehmen. Die Studie stellt jede der Deutungen in ihren historischen und literarischen Zusammenhang. Auf diese Weise soll die radikale Deutungsverschiebung vom Spieltext zum protestantischen Druck – und die damit einhergehende Verteufelung von Weiblichkeit – in ihren Entstehungsbedingungen verständlich werden.

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