Dissertation: Ostdeutsche Frauen haben (k)eine Chance

Ostdeutsche Frauen haben (k)eine Chance

Doing Identity 15 Jahre nach der deutsch-deutschen Vereinigung

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FEMINAT – Studien zur Frauenforschung, Band 14

Hamburg , 354 Seiten

ISBN 978-3-8300-2682-2 (Print) |ISBN 978-3-339-02682-8 (eBook)

Rezension

[...] empfehlenswerte Ergänzung allgemeiner kulturpsychologischer Identitätstheorien und den Gender Studies als weitere Studie zur sozialen und und historischen Konstruktion von Geschlechtsverhältnissen.



Zum Inhalt

In diesem Buch beschäftigt sich der Autor mit psychologischen und soziologischen Problemen der personalen und kollektiven Identität und nimmt dabei einen kulturpsychologischen Blickwinkel ein. Dabei wird den zumeist statischen Konzeptionen ein Prozessmodell namens Doing Identity entgegengestellt. Dieses Modell lehnt sich dem Foucaultschen Konzept der »Ästhetik der Existenz« an, dass dessen Spätwerk beschäftigte. Doing Identity bezeichnet dabei eine Identitätsarbeit, die sich zum einen den bestehenden gesellschaftlichen Strukturen und Normen unterwirft, zum anderen diese durch die je eigene Positionierung des Subjekts zu unterlaufen imstande ist. Man kann also von einem ‘gedoppelten Subjekt‘ sprechen, das sich im Unterworfen-Werden und der Selbstunterwerfung, im Konstituiert-Werden und der Selbstkonstitution, im Positioniert-Werden und der (aktiven) Selbst-Positionierung, im Ausschluss durch handlungsrelevante Reduktion und im Wissen um dieses findet.

Im Anschluss an die Entwicklung des Modells wird anhand eines sozio-historischen Prozesses – hier die soziale Stellung der Frau in der DDR und BRD sowie der Nachwendezeit – gezeigt, wie die gesellschaftlichen Strukturen und Normen Auswirkungen auf gesellschaftliche wie individuelle Diskurse haben und somit Identitäten ermöglichen. Mittels Diskursanalyse wissenschaftlicher Veröffentlichungen wird gezeigt, wie diese das Diskursfeld bestimmen; mit der Diskursanalyse eines exemplarischen Interviews wird gezeigt, wie diese gesellschaftlichen Diskurse Rückwirkungen auf das Sprechen des Einzelsubjekts zeitigen und somit den individuellen Identitätsprozess beeinflussen. Dadurch kann die Verschränktheit der individuellen und sozialen Ebenen der Diskurse plastisch aufgezeigt werden, sodass verständlich wird, was man unter einer prozesshaften Identitätsarbeit zu verstehen hat.

Zudem wird Sozialwissenschaft nicht als ‘neutraler‘ Beobachter gesellschaftlicher Prozesse erkennbar, sondern als eigenständiger Akteur in diskursiven Realitäten. Sozialwissenschaft beschränkt sich demnach nicht darauf, soziale Prozesse nachzuzeichnen, sondern greift aktiv und formend ein.

Lars ALLOLIO-NÄCKE, Dipl.-Psych., promovierte im November 2005 zum Dr. phil.; geb. 1975; Begabtenförderung durch die Friedrich-Naumann-Stiftung und Stipendiat im von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Graduiertenkollegs Kulturhermeneutik im Zeichen von Differenz und Transdifferenz an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Zuvor Studium der Psychologie an der Freien Universität Berlin. Mitherausgeber der Zeitschrift Psychologie & Gesellschaftskritik und des Bandes Differenzen anders denken: Bausteine zu einer Kulturtheorie der Transdifferenz (Campus); Gründungsmitglied der Gruppe Culture, Development & Psychology an der Freien Universität Berlin. Hauptforschungsgebiete: Identität & Subjektphilosophie, Postmoderne Theorie, (handlungstheoretische) Kulturpsychologie, Methoden der qualitativen Sozialforschung, Wissenschaftstheorie.

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